Geisterstunde im Festspielhaus
In Winrich Hopp, dem künstlerischen Kopf der Münchner musica viva-Konzerte und des Berliner Musikfestes, hat das Werk Karlheinz Stockhausens seinen heute wohl energischsten unabhängigen Fürsprecher. Unabhängig deshalb, weil Hopp die experimentell forschende, weitgespannte Fantasie dieser Zukunftsmusik in den Fokus rückt, ohne deren esoterische Verpackung allzu ernst zu nehmen.
Wichtiger als der privatmythologische Erweckungseifer des 2007 verstorbenen Komponisten und seiner Gefolgschaft ist ihm die aus lebendiger Musizierpraxis gewonnene ständige Qualitätsprüfung des klingenden Materials. In der Tat: Man muss dem Meister nicht zum Sirius folgen oder vor seinen Hausheiligen auf die Knie gehen, um den Kontinent Stockhausen zu entdecken – und zu bestaunen.
Ganz ohne Hokuspokus geht es freilich noch nicht, wenn eine szenische Stockhausen-Performance ansteht. Die in den Partituren bzw. Spielanleitungen penibel verzeichneten «Regieanweisungen» müssen mehr oder weniger eingehalten werden – darüber wacht die Kürtener Stiftung des Propheten. Die Aufführungen gleichen so nicht selten messianischen Geisterstunden voll (unfreiwilliger) Komik. Vor allem das aus einer musikalischen Superformel ...
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Opernwelt November 2015
Rubrik: Musikfest Berlin, Seite 58
von Albrecht Thiemann
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