Erkenntnis und Sinnlichkeit

Von William Byrd bis Michael Tippett: Ian Bostridge singt Lieder auf Texte von Shakespeare

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«Who is Silvia? What is she ...» Und dazu die berühmte, frivol getupfte Klavierbegleitung Franz Schuberts: Kannte man das nicht anders, auf Deutsch? Dabei steht, man kann sich gar nicht satthören, dem Lied «An Silvia» der englische Originaltext aus «Twelfth Night», aus «Was ihr wollt» also, ganz ausgezeichnet. Vor allem gehört das Stück dringend auf ein Konzeptalbum wie dieses, das sich Shakespeare-Vertonungen widmet – jenen damals während der Aufführung gesungenen Song-Einlagen, von denen nurmehr die Texte erhalten sind, doch leider keinerlei Note.

«Konzept», das mag zunächst abschrecken. Aber Ian Bostridge und Antonio Pappano, der auch am Flügel so bravourös und partnerschaftlich, so animierend und symbiotisch wie am Pult agiert, steht der Sinn nicht nach klingender Didaktik, sondern nach Sinnlichkeit, dies gepaart mit großer Erkenntnislust. Der Bogen spannt sich von frühen Vertonungen Thomas Morleys, William Byrds und Robert Johnsons, die als Zeitgenossen Shakespeares die damalige Theatermusik mutmaßlich kannten, über Randerscheinungen wie Roger Quilter und Peter Warlock bis hin zu Poulenc, Britten oder Strawinsky.

Manche Texte sind in mehrfachen Vertonungen vertreten. Und man ...

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Opernwelt November 2016
Rubrik: CD des Monats, Seite 33
von Markus Thiel

Vergriffen
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