Erkenntnis und Sinnlichkeit
«Who is Silvia? What is she ...» Und dazu die berühmte, frivol getupfte Klavierbegleitung Franz Schuberts: Kannte man das nicht anders, auf Deutsch? Dabei steht, man kann sich gar nicht satthören, dem Lied «An Silvia» der englische Originaltext aus «Twelfth Night», aus «Was ihr wollt» also, ganz ausgezeichnet. Vor allem gehört das Stück dringend auf ein Konzeptalbum wie dieses, das sich Shakespeare-Vertonungen widmet – jenen damals während der Aufführung gesungenen Song-Einlagen, von denen nurmehr die Texte erhalten sind, doch leider keinerlei Note.
«Konzept», das mag zunächst abschrecken. Aber Ian Bostridge und Antonio Pappano, der auch am Flügel so bravourös und partnerschaftlich, so animierend und symbiotisch wie am Pult agiert, steht der Sinn nicht nach klingender Didaktik, sondern nach Sinnlichkeit, dies gepaart mit großer Erkenntnislust. Der Bogen spannt sich von frühen Vertonungen Thomas Morleys, William Byrds und Robert Johnsons, die als Zeitgenossen Shakespeares die damalige Theatermusik mutmaßlich kannten, über Randerscheinungen wie Roger Quilter und Peter Warlock bis hin zu Poulenc, Britten oder Strawinsky.
Manche Texte sind in mehrfachen Vertonungen vertreten. Und man ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Man gibt sich weltoffen an der Oper von Wuppertal – einer Stadt, in der ein Drittel der Bevölkerung von Migranten abstammt, Tendenz steigend. Im Saisonheft lächelt ein schwarzes Mädchen mit blauen Augen in die Kamera des Reportagefotografen Jens Großmann, eine Frau steht vor den Trümmern ihres sturmzerstörten Hauses auf den Philippinen, Erdbeben in Kaschmir, Spuren...
Heute fragt man sich: Wo war damals das Problem? 1977, als der ORF, also das österreichische öffentlich-rechtliche Fernsehen, die «Staatsoperette» sendete – und ein Sturm der Entrüstung losbrach. Casus belli war ein Film von Franz Novotny, mit starkem Musikanteil. Man könnte auch von einer Fernsehoper sprechen. Es handelte sich um eine zugegeben etwas zugespitzte...
Darmstadts Intendant Karsten Wiegand hatte unlängst zwei große künstlerische Erfolge mit Luigi Nonos «Prometeo» und Georg Friedrich Haas’ «Koma». Unerschrocken arbeitet er daran, die Tradition der «Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik» im Theater weiterzutragen. So ließ er die neue Spielzeit mit zwei aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Mini-Opern unter dem...