Editorial
Chaos tobt um das Theater der größten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Als sei das Volkstheater Rostock durch die Entscheidung, das Ballett und die Opernsparte auszu-
lagern, nicht schon genug gebeutelt, setzte der parteilose Oberbürgermeister Roland Methling auch noch den Intendanten vor die Tür, der gerade damit begonnen hatte, das Haus wieder in Schwung zu bringen. Auf Sewan Latchinian ruhten große Hoffnungen. Im kleinen Senftenberg war es ihm schon einmal gelungen, das Ruder an einem gefährdeten Theater herumzureißen.
Seine Berufung nach Rostock ließ sich freilich auch als kulturpolitisches Statement lesen: Nach dem Dirigenten Peter Leonhard setzte man nun auf einen Schauspielexperten. Und suchte so auch Landeskulturminister Mathias Brodkorb (SPD) zu besänftigen, der dem unterfinanzierten Vier-Sparten-Haus schon lange eine Schrumpfkur verordnen möchte – wir haben ausführlich darüber berichtet (siehe OW 7/2013). Die Zuschüsse des Landes und der Stadt sind bei 16,6 Millionen Euro eingefroren, für steigende Tarife und Inflation gibt es keinen Ausgleich. Ab 2020 sollen sie auf 18 Millionen steigen, gleichzeitig soll das Theater aber für die Kosten eines zwingend benötigten Neubaus in ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Wiebke Roloff & Albrecht Thiemann
Ein double bill, wie der Engländer die Vorstellung von zwei Werken zu einem Preis nennt, ist der jüngste Abend der Kölner Oper vor allem durch die Potenzierung dessen, was sich schon in den Titeln der Werke ankündigt: Gefangenschaft, Schuld, Unrecht, kirchlicher Machtmissbrauch. Wobei die durchgehende Figur des Großinquisitors alle Momente in sich vereint.
Warum...
Als Fritz Busch in den 1930er-Jahren in Glyndebourne Mozart aufführte, ließ er die Rezitative selbstverständlich von einem Konzertflügel begleiten. Erst nach 1950 sollte sich das Cembalo als Begleitinstrument durchsetzen – bei Mozart, bei Rossini und noch für eine späte Oper mit recitativi semplici wie Donizettis «Liebestrank» von 1832.
Diese Entscheidung beruhte...
Kunst, hatte Schönberg dekretiert, komme nicht von Können, sondern von Müssen. Flugs zur Zürcher Uraufführung der Oper «Rote Laterne»: Ihr Komponist Christian Jost muss schier gar nichts, kann aber schlechterdings alles. Der Trierer des Jahrgangs 1963 ist auch in seiner achten Oper kein Hardcore-Avantgardist. Vielmehr hält er es wie Detlev Glanert – er vor allem –,...
