Der Universalist

Auf der Suche nach den Urgründen der menschlichen Stimme ist er sehr weit vorgedrungen in die Geheimnisse des Klangs. Nun wird der Gambist, Musikforscher und Dirigent Jordi Savall 80. Eine Würdigung

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Die meisten Dirigenten der Gründergeneration der historisch informierten Aufführungspraxis begannen zunächst als Instrumentalisten – Nikolaus Harnoncourt als Cellist, Frans Brüggen als Flötist, Sigiswald Kuijken als Geiger, William Christie, Christopher Hogwood und Ton Koopman als Cembalisten. Jordi Savall ging denselben Weg und fällt doch aus dem Rahmen.

Er hat die Viola da Gamba – der Name verweist auf die Haltung des zwischen die Beine geklemmten Instruments –, die im Barock fürs private Musizieren besonders beliebt war, aus dem Schatten des Dilettantendaseins erlöst, in die sie am Ende des 18. Jahrhunderts verfallen war. Und mit dem Instrument hat er auch die französischen Gambenmeister Sainte-Colombe, Marais und Forqueray der Vergessenheit entrissen. Als Alain Corneau 1991 den Film «Tous les matins du monde» über den geheimnisvollen Sieur de Sainte-Colombe drehte, spielte Savall die Gambe. Die CD mit der Filmmusik wurde ein Bestseller, mehr als eine halbe Million mal verkauft, und machte ihn zum Weltstar der alten Musik.

Worin liegt das Geheimnis von Savalls Spiel? Es ist, in seinen eigenen Worten, der intime, fragile Klang, «der zärtlich ist, aber reich an Farben und ...

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Opernwelt August 2021
Rubrik: Magazin, Seite 58
von Uwe Schweikert

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