Aus dem Fundus: Cages «Europeras» in Braunschweig; Foto: Thomas M. Jauk/Stage Picture
Der Schöpfer würfelt
Ein Männlein steht im Walde, aber eigentlich ist es kein Männlein, sondern die Königin der Nacht. Und es gibt auch keinen Wald. Aber still und stumm ist es dann doch, weil nach exakt 45 Minuten Schluss ist mit «Europeras 2», dem vor der Pause der doppelt so lange erste Teil vorangegangen war. Begonnen hatte dieses Musiktheater-Vexierspiel mit John Cages legendärem Stumm-Stück «4’33’’» als Ouvertüre, hier in einer Fassung für eine Mikrofonträgerin.
Exakt 30 Jahre nach der Uraufführung in Frankfurt wagte sich das neue Führungsteam des Braunschweiger Staatstheaters an «Europeras 1 & 2» (zuletzt waren sie bei der Ruhrtriennale 2012 zu sehen). Nach wie vor eine Herausforderung für jedes Opernhaus – und offensichtlich auch für das Publikum. Bei der von mir besuchten Zweitvorstellung war das Große Haus nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Und nach der Pause waren die Reihen noch leerer.
Vielleicht hatten die Flüchtigen erahnt, dass der Erkenntnisgewinn des zweiten Teils überschaubar ist, weil der amerikanische Komponist hier sein Baumuster zwar etwas komprimiert, aber nicht ändert. Cage hat ein großes Opernpuzzle konzipiert, eine Collage, die vom Computer immer wieder neu zusammengestellt ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Rainer Wagner
Vor dem Teatro Massimo steht eine mit großen Bildschirmen ausgestattete Bühne. Wird Salvatore Sciarrinos «Superflumina» (2011) etwa live nach draußen übertragen? Das wäre doch mal etwas, der gewaltige Einsatz würde sich vielleicht sogar lohnen. Ein groß besetztes Orchester braucht man für das Stück, einen starken Chor, jede Menge Probenzeit – und diesem Aufwand...
Man wusste es. Und staunt dann doch. Erstmals widmet Philippe Jaroussky einem seiner erklärten Lieblingskomponisten ein ganzes Album. Auf der Bühne hat der französische Countertenor schon etliche Händel-Partien verkörpert, von Rinaldo und Serse über Ruggiero in «Alcina» bis zu Didymus im Oratorium «Teodora». Nun aber ist er – an der Spitze des von ihm selbst 2002...
Ja, so kann Liebe klingen: deftig, deutlich, drastisch. Jedenfalls bei Richard Strauss, im «Rosenkavalier» von 1911. Sechs Jahre später findet der Komponist der Dringlichkeit einen Nachahmer: Alexander Zemlinsky. Gleich im ersten Takt der «Florentinischen Tragödie» setzt ein erotisches Peitschen ein, dass die Verschlingung zweier Körper mit glühendem Appassionato...
