Der Grenzgänger

Boris Kehrmanns Dokumentarbiografie über Walter Felsenstein beleuchtet viele unbekannte Seiten des Regisseurs

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Es klingt als Arbeitsvorhaben zunächst nicht ungewöhnlich: eine dokumentarische Biografie zu Walter Felsenstein. Der große Regisseur ist seit 40 Jahren tot, das ihm gewidmete, umfangreiche Archiv wird von der Akademie der Künste in Berlin betreut. Seine Arbeiten, so scheint es, sind besser dokumentiert als die jedes anderen Regisseurs seiner Generation. Trotzdem birgt das Thema der jetzt gedruckt vorliegenden Dissertation von Boris Kehrmann in mindestens dreierlei Hinsicht Sprengstoff.

Erstens lässt es sich methodisch weder der Musik- noch der Theater- oder Kulturwissenschaft klar zuordnen. Zudem gehört Biografik nicht genuin zu den Dingen, die sich für Doktorarbeiten eignen. Zweitens hatte Felsenstein zwei Familien; nicht allen seinen Kindern konnte daran gelegen sein, dass seine in Privatbesitz befindlichen Briefe ans Licht kommen. Die Sichtung und Veröffentlichung neuer Quellen hat mit persönlichen und juristischen Imponderabilien zu tun. Drittens wühlt das Thema alte Graben-, ja sogar Klassenkämpfe zwischen Ost und West auf.

Letzteres mag überraschen, aber es fiel nach der Veröffentlichung sofort ins Auge: Während das auf zwei Bände angelegte, zweifellos monumentale, 1362 ...

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Opernwelt November 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 34
von Stephan Mösch

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