Den schweren Schritt abgewöhnen
Der Mann mit der hohen Stirn, der wie bestellt und nicht abgeholt vor einem leeren Geschäftsportal sitzt, an einem Sonntagmorgen in einer menschenleeren Straße (vielleicht im New Yorker Greenwich Village) – ja, irgendwie könnte es auch Hanns Eisler sein. Freilich, Edward Hoppers Gemälde «Sunday» entstand bereits 1926, zwölf Jahre vor Eislers Ankunft in New York. Dennoch passt es gut vorne aufs Booklet der jüngsten CD des Eisler-Lied-Projekts von Holger Falk und Steffen Schleiermacher.
Denn diese dritte Rate des vierteiligen Vorhabens beschäftigt sich ausschließlich mit Eislers Schaffen in den Jahren des amerikanischen Exils.
Die Zeit in den USA von 1938 bis 1948 war eines der wichtigsten Kapitel im Leben Eislers, freilich mit unterschiedlichen Auswirkungen auf sein Œuvre. So blieb ihm in Hollywood nichts anderes übrig, als kapitalistische Pfähle ins Leben zu schlagen: zähneknirschend schrieb er Filmmusiken für Regisseure wie Fritz Lang, Jean Renoir oder Douglas Sirk – eine ästhetisch wie politisch unbefriedigende Situation für den Schönberg-Schüler und Marxisten, wenngleich seine Eitelkeit für Anerkennung auch von kommerzieller Seite durchaus empfänglich war. Ausgleich schuf er ...
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Opernwelt September/Oktober 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 41
von Gerhard Persché
Es ist schon merkwürdig, dass die größten Wachstumsraten im Bereich der britischen Opernszene auf dem Lande zu verzeichnen sind. Jeden Sommer scheinen abseits der Städte neue Festivals aus dem Boden zu schießen und sich die bereits bestehenden zu vergrößern – ob sie nun alljährlich die Spielzeit verlängern oder das Programm immer ambitionierter aufziehen.
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Aix
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