Das Methusalem-Komplott

Daniel Barenboim verteilt die Premiere der «Meistersinger von Nürnberg» am Berliner Schiller Theater auf zwei Tage, Andrea Moses malt in Schwarz-Rot-Gold. Eindruck macht eine spektakuläre Seniorenriege

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Wagners deutschtümlichste Oper, die «Meistersinger», als ultimatives Paradestück zum 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung? Ein solcher Rösslsprung gelingt selbst Daniel Barenboim nicht mit links. Kein Zufall, dass er in seiner 20. Wagner-Produktion an der Berliner Staatsoper die politische Mission mit einer dramaturgisch ablenkenden Pointe garniert. Auf zwei Feiertage ist diese «Meistersinger»-Premiere verteilt.

Der erste und zweite Akt beginnen um 20.

30 Uhr – so spät also, dass der erste Abend später zu Ende geht als ein vollständiger (normalerweise um 16 Uhr anhebender) «Meistersinger»-Tag. Der dritte Aufzug folgt am Sonntag um 12 Uhr, alles werde zu der im Libretto ausgewiesenen Zeit aufgeführt, hieß es. «Morgendlich leuchtend»? Das hat dann schon einen Beigeschmack von Spätaufsteher-Bummelei.

Ob die «Meistersinger» zum Tag der deutschen Einheit passen, ist eine schwierige, halb müßige Frage. Opernaufführungen zu jener Tages- oder Nachtzeit zu spielen, in der gehandelt wird, ist dagegen kaum mehr als ein Gimmick. Sind Vivaldis «Vier Jahreszeiten» als Lieferung in vier vierteljährlich voneinander getrennten Portionen sinnvoller – und erhellender? Sollte über dem «Lied an ...

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Opernwelt November 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Kai Luehrs-Kaiser

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