Das beste Stück?

Schostakowitschs «Nase» an der Neuen Oper Wien

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Ihre Nase sehen Männer normalerweise nicht als Eigenpersönlichkeit – anders als jenes Körperteil, dem schon Goethe (in «Das Tagebuch», 1814) den Namen «Meister Iste» gab. Auch das russische «Nos» – der Originaltitel von Schostakowitschs 1928 uraufgeführtem Dreiakter – ist durchaus doppeldeutig, und so durfte man sich seine Gedanken über die Gestalt jener Nase machen, die (in der Uniform eines Staatsrats) auf die Bühne von Matthias Oldags Inszenierung an der Neuen Oper Wien trat.

Doch hieb der Regisseur nicht allzu sehr in diese Kerbe, denn es geht in diesem Stück natürlich nicht bloß ums männliche Selbstwertgefühl und um dessen temporären Verlust, sondern vor allem um eine differenzierte Abrechnung mit den Apparatschiks, die wie schlechter Atem durch die Amtsstuben Russlands wehten und in den späteren 1920er-Jahren auch den aufkommenden Stalinismus begleiteten. Oldag gelang im begrenzten Bühnenrahmen der Wiener Kammeroper mit Unterstützung des einfallsreichen Ausstatters Frank Fellmann eine flotte Umsetzung von Schostakowitschs frühem Werk – der Komponist war wenig älter als 21, als er es schrieb –, wobei freilich der Versuch, das Ganze vermittels mit Texten versehener Kulissen ...

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Opernwelt November 2015
Rubrik: Magazin, Seite 82
von Gerhard Persché

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