Auf Kreuzfahrt
Bergen ist nicht Sevilla. Ein attraktiver Opernort will die zweitgrößte Stadt Norwegens aber sein – erst recht, seit die ehrgeizige schottische Intendantin Mary Miller vor gut vier Jahren die Geschicke der erst 2005 gegründeten Bergen National Opera übernommen hat. Auch wenn sie dabei besonders auf Stücke setzt, die im Norden bisher wenig gespielt wurden, darf ein «Don Giovanni» auf Dauer im Angebot nicht fehlen. Insbesondere zwei Gäste sollen dafür sorgen, dass die populäre «Oper aller Opern» durch eigenes Profil im Gedächtnis bleibt.
Einer von ihnen ist der italienische Alte-Musik-Spezialist Rinaldo Alessandrini. Ihm obliegt es, das stimmschöne junge Ensemble und das Philharmonische Orchester Bergen auf historisch informierte Spielweisen einzuschwören – was ihm bei den meist mit leichter Hand spielenden Streichern etwas besser gelingt als bei den Bläsern.
Für einen klaren Bezug zum Aufführungsort will der englische Regisseur Oliver Mears sorgen. Er lässt sich vom maritimen Ambiente inspirieren und siedelt die Geschichte um den adligen Schwerenöter auf einem Kreuzfahrtschiff der 60er-Jahre an. Bühnenbildtechnisch ist das ein gelungener Coup, denn die Grieghalle mit ihren ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Panorama, Seite 35
von Carsten Niemann
Eigentlich muss man Andris Nelsons sehen. Wie er sich hinter Partitur und Dirigentenpult duckt, als wolle er von den Klangwellen, die er eben entfesselte, nicht weggespült werden. Und wie er dann als Springteufel wieder hochkommt. In dieser CD-Einspielung von Wagners «Fliegendem Holländer» aus Amsterdam sieht man ihn nicht, doch man spürt Nelsons Körpersprache in...
Tallinn, Ende August. Es gießt in Strömen. Die stolze Hansestadt liegt unter grauen Schleiern, die Stimmung ist herbstlich. Tiefe Pfützen stehen auf dem Weg zur Noblessner Foundry, einer ehemaligen sowjetischen U-Boot-Fabrik, in der die Uraufführung von «Adam’s Passion» stattfinden wird. Das Regenwasser kriecht hinein bis in den Vorraum, Pappen dienen als...
Kunst, hatte Schönberg dekretiert, komme nicht von Können, sondern von Müssen. Flugs zur Zürcher Uraufführung der Oper «Rote Laterne»: Ihr Komponist Christian Jost muss schier gar nichts, kann aber schlechterdings alles. Der Trierer des Jahrgangs 1963 ist auch in seiner achten Oper kein Hardcore-Avantgardist. Vielmehr hält er es wie Detlev Glanert – er vor allem –,...
