Apropos... Divendämmerung

Sie konnte keinen Ton halten, sah sich selbst als verkanntes Stimmwunder. Und ließ keine Gelegenheit aus, sich öffentlich zu blamieren. Deshalb war sie Kult. Bis in die Carnegie Hall hat sie’s geschafft. Jetzt spuckt Florence Foster-Jenkins (1868–1944) abermals schräge Töne – als Filmheldin. Und bei uns, direkt aus der Unterwelt.

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Frau Foster-Jenkins … darf ich Sie Florence nennen?
Nein. Sie dürfen mich Frau Foster-Jenkins nennen.

Darf ich Sie was Persönliches fragen?
Bitte.

Wie fühlt es sich an, als die mieseste Sängerin aller Zeiten zu gelten?
Das kann ich Ihnen schwerlich beantworten. Damit sollten Sie sich an jemanden wenden, der dieses Problem schon mal hatte.

Gut, lassen Sie es mich anders versuchen.

Singen Sie schlecht?
Ich? Wohl kaum! Wieso, wer hat das gesagt? Denken Sie so von mir?

Ich habe einige, wie soll ich das ausdrücken – verstörende Aufnahmen gehört.
Schlimme Aufnahmen hab ich auch schon viele gehört. Von Leuten, die viel berühmter sind als ich, solchen, die in den größten Opernhäusern der Welt singen. Macht sie das alle zu schlechten Sängern?

Nein, aber …
Wer redet denn überhaupt so über mich? Ein Kritiker? Sie sind doch auch Sänger. Hand aufs Herz: Sie glauben doch auch nicht jeden Mist, den die von sich geben. Ich bin überzeugt, dass man allein auf sich selbst vertrauen sollte. Wen kümmern diese Schreiberlinge! Befolgen Sie und Ihre Kollegen nicht auch die goldene Regel: niemals Kritiken lesen?

Viele Sänger behaupten das. Aber in Wahrheit lesen sie sie doch.
Wer nicht mal bei solchen ...

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Opernwelt November 2016
Rubrik: Magazin, Seite 87
von Christopher Gillett

Vergriffen
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