Yasmin Özkan als Semandra; Foto: Theater/Sebastian Bühler
Alle Macht den Stimmen?
Die Barockoper jenseits von Monteverdi und Händel ist auf den Bühnen noch immer eine Rarität. Ganze Bereiche barocker Opernschätze sind ungehoben. Das betrifft vor allem den Übergang vom venezianischen Früh- zum neapolitanischen Hochbarock, aber auch das von Metastasio kodifizierte Dramma per musica, das seit den 1720er-Jahren von Neapel aus ganz Europa eroberte.
Dieser scuola napoletana widmet das Heidelberger Theater unter seinem findigen Operndirektor Heribert Germeshausen seit 2011 im stilvollen Ambiente des Schwetzinger Rokokotheaters einen siebenteiligen Zyklus, der aufgrund seiner ungewöhnlichen Programmatik entscheidend zur überregionalen Profilierung der Heidelberger Opernsparte beitrug.
In einem historischen Längsschnitt, der von Alessandro Scarlattis «Marco Attilio Regolo» (1719) bis Niccolò Zingarellis «Giulietta e Romeo» (1796) reichte und darüber hinaus Werke von Leonardo Vinci («Didone abbandonata» in Händels Pasticcio-Fassung), Nicola Porpora («Polifemo»), Tommaso Traetta («Ifigenia in Tauride») und Niccolò Jommelli («Fetonte») vorstellte, ließ sich verfolgen, wie die italienische Seria seit der Jahrhundertmitte unter dem Einfluss der französischen tragédie ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Uwe Schweikert
Leerstellen, blinde Flecken oder Sackgassen – darauf stoße man, wenn man für Amokläufe wie jüngst in Las Vegas, New York, Sutherland Springs Erklärungen suche, stellte der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl nach den Attentaten in einem Interview fest. Das Grauen aus dem Nichts plagt die Menschen, wenn es keine Sinnzusammenhänge gibt, das Inkommensurable ließe sich...
Stühle, ein Tisch, ein Bett, alles schwarz. Auch die Wände. Darauf vertikal nebeneinander gereihte Leuchtstoffröhren. Kaltes, hartes Licht trifft die hellgepuderten Gesichter, blasse Menschen in schwarzen Kleidern. Weiß sind die Bettlaken, weiß ist Lucias Hochzeitskleid. Schwarz-Weiß, doch so bleibt es nicht. Davon kündet schon der Rotwein, den die...
Verlässlichkeit ist eine Kompetenz, die auf dem nach Glamour gierenden Opernmarkt mitunter wenig zählt. Francesco Meli gehört zu den Sängern, um die man sich auch im Fall kniffligster Partien nicht sorgen muss. Ganz ohne Tamtam ist der Genueser ins Spitzenfeld der Tenöre vorgedrungen. Weil der 37-Jährige viel technisches Rüstzeug und stilistisches...
