Akustisch einzigartig

Das Macerata Opera Festival feiert mit Verdis «Aida» und «La traviata» sein 100-jähriges Bestehen

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Wanderer, kommst du nach Macerata, begegnet dir das Wissen – und noch einiges mehr. Die mittelalterliche 40.000-Einwohner-Stadt, rund 50 Kilometer südlich von Ancona gelegen, ist nicht nur Sitz der 1290 gegründeten Universität; dort wurde zwischen 1823 und 1829 zudem ein für Europa einzigartiges, geschlossenes Stadion gebaut, das «Sferisterio». Entworfen hatte es der Architekt Ireneo Aleandri als Spielstätte für einen seinerzeit beliebten Ballsport, den «pallone col bracciale».

Im Sommer 1921 verwandelte sich das Sferisterio dann fast wie von Wunderhand in ein Opernhaus.

Vor der riesigen Mauer, die bis dahin herumfliegende Bälle aufgehalten hatte, feierte Verdis «Aida» Premiere, in einem prächtigen Bühnenbild, das Graf Pier Alberto Conti für seine Geliebte, die Sopranistin Francisca Solari, in Auftrag gegeben hatte. Die Idee war freilich nicht ganz neu: Wenige Jahre zuvor, 1913, war das gleiche Stück erstmals in der Arena di Verona aufgeführt worden. Die Akustik aber ist im Amphitheater von Macerata mit seinen 2.800 Plätzen und drei Logenrängen angenehmer, womöglich ist es sogar die beste unter den Open-Air-Opern des Landes. Der Grund liegt gleichsam an der Mauer: Sie gibt den ...

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Opernwelt November 2021
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Guy Chequi

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