Bluthochzeit: Kate Lindsey (Miranda), Ensemble; Foto: Theater/Pierre Grosbois
Sturmhoch, Sturmtief
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust – kaum je zuvor schien Fausts elegisches Diktum so zutreffend wie nach der «Miranda»-Premiere an der Opéra Comique. «Miranda»? Sucht man in Opernführern nach diesem Titel, wird man nicht fündig – welch Wunder, handelt es sich doch um eine Art «Pasticcio» nach Henry Purcell, ersonnen von Dirigent Raphaël Pichon, Regisseurin Katie Mitchell und Librettistin Cordelia Lynn. Pichon und Mitchell arbeiteten schon einmal bei einem ähnlichen Projekt zusammen, 2014 in Aix-en-Provence.
In «Trauernacht» setzten sie Bachkantaten szenisch um; als Leitfaden diente eine Familientrauerfeier.
Diesmal kombinierte der französische Dirigent mit großem Geschick wenig bekannte Bühnen- und Kirchenwerke Purcells; diese bildeten den Rahmen einer von Mitchell und Lynn entwickelten Geschichte. Musikalisch war’s eine Sternstunde. Nie wirkt das Konstrukt als reine Collage: Rezitative, Arien, Chöre, Orchesterzwischenspiele fließen nahtlos ineinander. Als erstklassige Interpreten erweisen sich dabei das Ensemble Pygmalion und dessen Chor, in Sachen Klangschönheit, Intonationssicherheit und Ausdruckskraft. Kurz und gut: ein Hörgenuss.
Betrüblicherweise besitzt der Abend ...
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