L'inquiétude au monde
Ja, so kann es wohl klingen, das «Unbehagen über den Zustand unserer Welt». Pascal Dusapin spricht davon im Zusammenhang mit seiner neuen Oper «Penthesilea», in der er quasi zu sich selbst gekommen sei, wie er der Journalistenrunde mit leisem Lachen sagt: Auch die früheren Opern seien Versuche gewesen, eine «Penthesilea» zu schreiben, aber erst jetzt sei tatsächlich eine «Penthesilea» dabei herausgekommen. Es habe schon niemand mehr daran geglaubt.
Postmoderner Pessimismus herrscht in diesem Stück.
Es ist nichts geblieben von der blitzenden Herrlichkeit, der wilden Pracht, mit der in Heinrich von Kleists Versdrama die Königin der Amazonen und der Pelidensohn Achilles im Kampf aufeinandertreffen. Die freudige Vorbereitung des Rosenfests, der Liebesnacht, in der die Amazonen sich rituell mit ihren Gefangenen vereinen, um die Zukunft ihres Stammes zu sichern und dann die Männer freizulassen: Sie fehlt in Beate Haeckls elliptischer Textfassung. Die Berichte von Gefolgsleuten, die vom Edelmut und der Gefühlsfülle der Antipoden zeugen, sind auf ein Minimum zusammengestrichen. Was bleibt? Die totale Sinnlosigkeit eines Krieges, bei dem es um nichts Größeres mehr geht als um die ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Wiebke Roloff
Kunst, hatte Schönberg dekretiert, komme nicht von Können, sondern von Müssen. Flugs zur Zürcher Uraufführung der Oper «Rote Laterne»: Ihr Komponist Christian Jost muss schier gar nichts, kann aber schlechterdings alles. Der Trierer des Jahrgangs 1963 ist auch in seiner achten Oper kein Hardcore-Avantgardist. Vielmehr hält er es wie Detlev Glanert – er vor allem –,...
«If you can’t beat them, join them!», sagt man im Englischen: Wenn du sie nicht schlagen kannst, verbünde dich mit ihnen. Als in den 1920er-Jahren eine Modewelle nach der anderen von den USA gen Europa hinüberschwappte, folgte so mancher Operettenkomponist im deutschsprachigen Raum diesem Rat. Peppte die Partituren mit – mehr oder weniger gut nachempfundenem –...
Während Adam im Hotel «Eden» dem Auftrag nachkommt, fruchtbar zu sein, und Eva die Empfängnis mit glücklich-gluckernden Koloraturen quittiert, erklingt im Hintergrund die Choralzeile: «Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet». Dass sein Stand weder sichtbar noch gesegnet ist, ärgert den zuschauenden Luzifer. Er hat nämlich kein Geschlechtsteil, würde...
