„Unter dem Damoklesschwert“

Am 13. Dezember 2020 sollte an der Wiener Staatsoper die Neuinszenierung von Hans Werner Henzes „Das verratene Meer“ auf die Bühne kommen. Wie probt man zu Coronazeiten, in Erwartung einer Premierenabsage? Worauf hofft man? Ein Gespräch mit Regisseur Jossi Wieler, Sergio Morabito, seinem Co-Regisseur und Chefdramaturgen des Hauses, und Ausstatterin Anna Viebrock.

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Wir treffen uns zu diesem Gespräch am 16. November 2020 um 18:30 Uhr: In viereinhalb Stunden beginnt in Wien der „Lockdown heavy 2“. Vor 14 Tagen begann um 00:00 Uhr der „Lockdown light“. Kurz zuvor geschah das Attentat im 1. Bezirk, das Wien und die Welt aufrüttelte – denn hier hatte es viele Jahre lang keinen Terroranschlag mehr gegeben.

Michael Merschmeier: Vor drei Wochen begannen Sie, Jossi Wieler, an der Staatsoper mit den Proben zu Hans Werner Henzes „Das verratene Meer“ – eine Oper nach Yukio Mishimas Roman „Der Seemann, der die See verriet“; das Libretto ist von Hans-Ulrich Treichel. Die Handlung spielt im Japan der 1960er-Jahre, weit weg von der aktuellen Gegenwart. Wie fühlt sich das an auf den Proben?
Jossi Wieler (JW): Wir probieren in einer sehr privilegierten Situation, eigentlich fast normal. Alle Beteiligten werden jede Woche getestet. Das ist an den meisten anderen Theatern im deutschsprachigen Raum nicht so – oder noch nicht so. Die Tatsache, dass die Sängerinnen und Sänger frei miteinander umgehen können, auch körperlich, ist ein Segen und derzeit nicht selbstverständlich.
Sergio Morabito (SM): Wir sind jetzt, nach drei Wochen, einmal durch das Stück durch, ...

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BTR Ausgabe 1 2021
Rubrik: Produktionen, Seite 40
von Michael Merschmeier

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