Die Schwester der Sorge
Goethes Verse aus „Faust II“ lesen sich teilweise wie eine poetische Beschreibung unserer heutigen Sicherheitswirklichkeit. Denn: Was als Fürsorge begann, ist zur Pathologie geworden. Die Sicherheit ist die Schwester der Sorge – und gemeinsam haben sie ein Bollwerk gebaut, in dem nicht mehr gearbeitet, sondern nur noch bilanziert und bewertet wird:
„Wen ich einmal mir besitze,
Dem ist alle Welt nichts nütze.
Ewiges Düstre steigt herunter,
Sonne geht nicht auf noch unter.
Bei vollkommnen äußern Sinnen
Wohnen Finsternisse drinnen.
Und er weiß von allen Schätzen
Sich nicht in Besitz zu setzen.
Glück und Unglück wird zur Grille,
Er verhungert in der Fülle,
Sey es Wonne, sey es Plage,
Schiebt er’s zu dem andern Tage,
Ist der Zukunft nur gewärtig,
Und so wird er niemals fertig.“
Wir leben im goldenen Zeitalter der präventiven Blockade. Nicht, weil die Welt gefährlicher geworden wäre, sondern weil sich eine ganze Industrie darauf spezialisiert hat, aus hypothetischen Risiken reale Hindernisse zu konstruieren. TÜV, DIN, Unfallversicherer, Sachverständige, Prüfinstitutionen – sie alle leben nicht von dem, was ist, sondern von dem, was sein könnte. Ihre Währung ist die Sorge. Und ihr ...
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BTR Ausgabe 5 2025
Rubrik: Bau und Betrieb, Seite 64
von Wesko Rohde
Sophie Diesselhorst: Benjamin Schultz, Sie stehen als Sounddesigner in der Besetzungsliste von Benedikt von Peters Inszenierung „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ an der Deutschen Oper Berlin. Was genau waren Ihre Aufgaben in dieser aufwendigen Produktion, in der das ganze Operngebäude bespielt wurde?
Benjamin Schultz: Ich war natürlich in erster Linie dafür...
Zu zeigen, wie stark der Mensch und seine Umwelt miteinander verwoben sind und sich gegenseitig beeinflussen, ist ein zentrales Anliegen des Künstlers Julian Charrière. In der umfassenden Einzelausstellung „Midnight Zone“ im Museum Tinguely in Basel präsentiert er Fotografien, Skulpturen, Installationen und neue Videoarbeiten. Seine Arbeiten setzen sich intensiv...
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