der netzwerker
Die Münchner «Tanzwerkstatt Europa» geht wie die meisten Festivals mit einer Party zu Ende. Wer den Veranstalter Walter Heun sucht, erhält von einer Mitarbeiterin den Hinweis: «Mitten auf der Tanzfläche, der macht das volle Programm.» In diesem Jahr war es wohl noch zu früh. Heun, der nicht zu den Ersten zählt, die nach Hause gehen, machte sich am Rand erst noch warm, umringt von Butterbrot verzehrenden, schweren Herzens Abschied nehmenden Praktikantinnen.
Dabei ist Heun gar kein Tänzer – trotz einiger Stunden Jazz und Modern, mit denen er nebenbei seine Fußballtechnik aufbesserten wollte –, sondern vor allem ein Tanzermöglicher: ein versierter Netzwerkgründer, Organisator, Produzent und kulturpolitischer Ideengeber der Szene. Seit 2009 ist er künstlerischer Leiter des Tanzquartiers Wien.
Die Bedingungen für seine Arbeit schuf Heun sich selbst. Als er vor 26 Jahren nach einem Theaterwissenschaftsstudium in München anfing, existierte dort weder die Muffathalle noch das i-camp, noch das schwere-reiter-Areal für den Tanz. Anderswo sah es auch nicht besser aus. Man muss sich Deutschland als eine Landschaft vorstellen ohne Künstlerhaus Mousonturm, ohne Sophiensaele, Radialsystem V, ohne ...
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