Jeder Chor begründet eine Welt
Mein Gesicht fühlt sich total unecht an. Grässlich. Die Anderen mimen und chargieren, dass es mich graust. Das wird nie was. Zwanzig Stuttgarter Bürger und Bürgerinnen auf großer Bühne. Das wurde was. Die Inszenierung «Faust 21» am Schauspielhaus Stuttgart mit neun Schauspielern und uns, dem Stuttgarter Bürgerchor, lief vom Februar 2006 bis zum April 2007, insgesamt 22 Mal.
Inzwischen gibt es viele Lösch-Chöre, das heißt: Regie Volker Lösch, Chorleitung Bernd Freytag.
Der erste war der Dresdner Chor, der 2004 bundesweit Aufsehen und Skandal erregte mit «Die Weber» nach Gerhart Hauptmann. Einstige DDR-Bürger, überwiegend arbeitslos. Dann wir, in Stuttgart mit «Faust 21»: Ein Künstler, ein ehemaliger Pilot, ein pensionierter Jurist, eine Psychotherapeutin, jetzt Edelhausfrau, eine pensionierte Lehrerin, drei junge angehende Schauspielerinnen, ein Regieassistent, ein Computerfachmann, diese Liga etwa. Dann gab es den Medea-Chor: Sechzehn Frauen mit deutsch-türkischen Lebensläufen.
Immer wieder der Dresdner Chor, bis heute in vier Inszenierungen. Dann der Hamburger Hartz-IV-Chor im «Marat»: Der schaffte es zum Theatertreffen 2009. Und in Stuttgart tobt seit April der Migranten-Chor ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Kraft der Gruppe
Wir sind Faust!
«Wo ist die Störung?»
Ein Urteil fürs Regietheater
Die Rechten sind nicht nur die anderen
Die Vernunft hat einen schönen Klang, jedenfalls bei Goethe. Jahrelang hat er Euripides’ Tragödie sprachlich humanisiert, bis der idealistische Wohllaut im vollendeten Seelenakkord schwingt. Im März 1779, vier Wochen bevor er die erste (Prosa-)Fassung seiner «Iphigenie» fertigstellte, hatte Goethe an Charlotte von Stein aus dem nahegelegenen Apolda geschrieben,...
Das «M» von «Maria Stuart» hängt auf dem Titelblatt des Programmheftes wie abgehackt. Das ist aber auch schon der einzige Gag, den sich das Nürnberger Theater leistet, wenn es an Schillers tragischen Damen-Machtkampf geht: Stefan Otteni nämlich hat eine so strikte, ehrfurchtsvolle, letztlich uninspirierte und zähe Inszenierung abgeliefert, dass einem der...
Das Bemerkenswerte am Heidelberger Spiel um Macht und Staatsräson im Dreißigjährigen Krieg ist der Spielort in einem Stadtteil, den der Heidelberger ansonsten nur auf der Suche nach erschwinglichem Wohnraum durchstreift. Kirchheim ist eine der dörflichen Randlagen der Stadt und die «Goldene Rose» ein Gasthaus mit Veranstaltungs- und Theaterraum.
Der Wirt des...