Ansichten eines Waldarbeiters
Selten spielt ein Film über einen erfolgreichen Bühnenkünstler so viel im Wald. Nicht etwa im Wald als einem romantisch aufgeladenen Sehnsuchtsort und Schauplatz dramatischer Weltliteratur, sondern ganz nüchtern als landwirtschaftliche Nutzfläche, als Ort von Arbeit im engeren Sinn, denn seinen «Nebenberuf» Schauspieler hat Josef Bierbichler, Sohn einer Bauern- und Gastwirtsfamilie aus Ambach am Starnberger See, nie eigentlich als solchen empfunden.
Klagen aus der Kollegenschaft wegen chronischer Überlastung hält er schlicht für übertrieben: «Dass das jetzt die riesengroße Anstrengung wäre, stimmt einfach nicht», erklärt er ungerührt. Holzhacken dagegen ist nicht nur eine schweißtreibende, sondern vor allem auch Kraft und Präzision erfordernde und auch optisch eindrucksvolle Tätigkeit, etwas, das Bierbichler – und das betont er nicht ohne Stolz – richtig gut kann. Und so sieht man ihn gleich in der ersten Einstellung von Regina Schillings gelungenem Filmporträt «Bierbichler» mit federnden Axthieben im eigenen Forst einen Buchenstamm spalten.
Selbstporträts im Rahmen
Die Szene hat er selbst aufgenommen, allein mit einer Mini-DV-Kamera, die er wahrscheinlich auf einem Baumstumpf ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Frauen sind manchmal auch nur die besseren Männer: Die Haken, welche Justine del Corte dem Geschlecht der Töchter verpasst, tragen einen sexistischen Punch in sich, den zeitgenössische Dramatiker in der Regel scheuen. Schon der Erfolg von Yasmina Rezas «Der Gott des Gemetzels» legte die Vermutung nahe, dass Mann gerne über sich selbst lacht, so lange die Frauen...
Mit dem klassischen Repräsentationstheater haben sie es nicht so. Die Einheit von Schauspieler und Rolle ist ihre Sache nicht. Aber die Gegenangebote, die Rimini Protokoll und Laurent Chétouane dem Theater unterbreiten, könnten kaum unterschiedlicher ausfallen. Wo Rimini den Bühnenprofi zugunsten der «Experten des Alltags» verabschieden, wo sie den versierten...
Was ist Wirklichkeit? Diese beunruhigende Frage stellt sich mit noch größerer Dringlichkeit, wenn wir über die gegenwärtigen Erfahrungen unserer Kinder sprechen. Wirklichkeit ist «erfahrene Wirklichkeit». Die Erfahrungsräume unserer Kinder heute sind oft durch konsumorientierte, gewaltdurchtränkte und sexualisierte Bilder- und Warenwelten dominiert. Die Bilder...