verteidigt das ensemble

Projekt statt Theater, Produktionskollektiv statt Kompanie: Das Primat der Ökonomie diktiert dem Tanz eine Verschlankung, die Arbeitsplätze kostet und die Kunst beschädigt. Sagt unser Autor, der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins

Es gibt keinen Zweifel: Der Tanz hat in den letzten Jahren kulturpolitisch erheblich an Bedeutung gewonnen. Da war wohl der Tanzszene nach einigen Abwicklungen städtischer Kompanien, etwa in Köln, Bonn und Frankfurt/Main, der Schock in die Glieder gefahren.

Oder hat tatsächlich «Rhythm Is It!» mit seinem tanzpädagogischen Hype, der von diesem letztlich wenig nachhaltigen Projekt ausging, den entscheidenden Impuls gesetzt? Immerhin entdeckte dank des gleichnamigen Films auch die Politik, welche Kraft in einem Tanzprojekt mit Jugendlichen steckt, und schrieb sich den Tanz auf die bildungspolitischen Fahnen. Spätestens 2005, nach der Ankündigung von beträchtlichen Geldern für den Tanzplan Deutschland durch die Kulturstiftung des Bundes, erwachten jedenfalls alle lobbyistischen Geister des Tanzes. Immerhin lockten insgesamt 12,5 Millionen Euro, gestreckt über fünf Jahre, also 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Das weckte Fantasie sowie Begehrlichkeiten. Man gründete den Dachverband Tanz, und es entstand im Rat für darstellende Kunst und Tanz – einer Sektion des Deutschen Kulturrats – ein Beirat, der sich mit tanzpolitischen Belangen besonders befasst. Zuweilen entsteht dennoch – angesichts ...

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Tanz März 2015
Rubrik: ideen: tanz und politik, Seite 64
von Rolf Bolwin

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