Trajal Harrell
Manche leiden bei den konzeptbetonten Catwalk-Tänzen von Trajal Harrell, die sich um Tanz und Mode, Körper und Kleidung drehen – und durchaus schräg zugeschnitten daherkommen. So verließ in Harrells ers-ter «Tanz im August»-Aufführung von «Antigone Sr.», Teil seiner «Twenty Looks or Paris is Burning at The Judson Church»-Serie, der halbe Saal den Ort des Geschehens oder beantwortete Post auf dem Handy.
In der Séance «The Return of La Argentina» im Wiener Leopold Museum, gezeigt beim Festival «ImPulsTanz» 2016, wurde durch eine Food-Performance die japanische Butoh-Legende Tatsumi Hijikata gechannelt. Ein Staunen ging durch den Raum, als sich der Tänzer-Choreograf nach 30 Minuten wieder sein rotes Frauenkleid wie einen großen Sabberlatz vor die Körperfront hielt und Richtung Ausgang tippelte. Das war’s? Müsli-Essen und Bye-Bye-Winken?
Andere Stücke Harrells sind dafür durch perspektivische Fährten oder überraschende Settings auf einladende Art zugänglich. Für «Caen Amour» (2016) gilt das sogar wörtlich. Das als sexismus- und exotismuskritische Hoochie-Koochie-Show konzipierte Stück funktioniert wie eine Drehbühne, allerdings drehen sich die Zuschauer um das Geschehen. Sie können ...
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Tanz Jahrbuch 2018
Rubrik: Die Saison 2018/19: the winners are, Seite 134
von Astrid Kaminski
Sie ist eine Virtuosin. Auf Krücken. Sie ist hochspezialisiert und – beziehungsweise: weil – gehandicapt. Zwischen diesen Eckpunkten hat die schottische Performerin Claire Cunningham sich ihren eigenen -Aktionsradius geschaffen und ihren Blick auf die Welt kontinuierlich erweitert. Und den unseren als Zuschauer gleich mit.
Anfangs zeigte sie auf der Bühne...
Drei Damen reiten auf einem aufblasbaren Springbrunnen, tanzen auf dem Rand des schwankenden Beckens, ringen miteinander in einer luftgefüllten, vier Meter durchmessenden Brunnenschale. In der zeitgenössischen Tanzkunst würde allein dieses Bild Applaus erheischen. Die bulgarische Choreografin Anna Dankova setzt Entscheidendes noch oben drauf. Ihre Tänzerinnen kauen...
Er war 2012 der «Dancer in the Dark». Schon damals ließ der kleine Eleve der John Cranko Schule für seine tänzerische Zukunft einige Steigerungsmöglichkeiten erwarten. «Den Rücken gerundet, die Hände an der Hosennaht», hieß es damals in tanz, scheint Alessandro Giaquinto die Titelrolle «gleichsam zu erleiden. Ein junger, schlaksiger Woyzeck, der wie ein...
