stuttgart und die heimatlosen
fritz kuhn
ist grüner Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart. Zu seiner Klientel gehören auch 60 freie Tanz- und Theaterschaffende, die sich derzeit als heimatlos begreifen. Zehn Jahre lang suchten sie nach einer Spielstätte. Zwei Jahre ist Kuhn im Amt. Nun gilt: Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Rilkes Herbst-Gedicht trifft die Stimmung unter den Künstlern, die nach einem kurzen Zwischenhoch auf einem neuen Tiefpunkt angelangt sind. Die Choreografin Nina Kurzeja findet die Lage so zermürbend, dass sie vorerst nicht mehr in Stuttgart arbeiten will.
Welches Zwischenhoch? Tatsächlich war die freie Szene für eine Saison in den Genuss einer eigenen Spielstätte gekommen, als sie übergangsweise das alte Straßenbahndepot Ost nutzen durfte. Nach dem Blitzstart in dem einst vom Staatstheater genutzten Quartier gelang den Künstlern dort zuletzt eine Auslastung von über 60 Prozent. Der Abschied vom sogenannten «Ost» wurde versüßt durch die Aussicht auf die lang erhoffte eigene Spielstätte: Im IW8, einem neuen Kreativzentrum, das zwei türkische Investoren auf dem ehemaligen Areal des Autozulieferers Behr ermöglichen, sollte auch Platz für die freie Szene sein.
Doch von der «großen ...
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Tanz Februar 2016
Rubrik: Menschen, Seite 32
von Andrea Kachelrieß
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