Rosemary Helliwell «Alice im Wunderland» in Coburg

Wie seit 1865 wirkt Lewis Carrolls skurrile Geschichte natürlich auch heute noch, wenn man nur in aller Unschuld ihren Inhalt nacherzählt, ohne eine zweite Ebene des Unterbewussten oder Unheimlichen einzuziehen. Selbst mit einem winzigen Bruchteil des Budgets, das Christopher Wheeldon 2011 für seine luxuriöse Londoner Inszenierung, die nunmehr auch in München läuft, zur Verfügung hatte, selbst mit einem Sechstel seiner Tänzerzahl kann man noch Kinder zum Staunen bringen und Erwachsene (dann und wann) zum Lachen.

Wie bei «Peter Pan» oder dem «Zauberer von Oz» schieben die Effekte bei diesem Stoff das choreografische Handwerk fast zwangsläufig in den Hintergrund: Wie stellt man all die grotesken Viecher dar, wie macht man Alice winzig und riesig, wie spielt man Krocket mit Igeln und Flamingos? Vor allem der Rasensport gelingt Rosemary Helliwell sehr lustig, indem sie zwei Kinder als lustlose Igel von sich zierenden Flamingo-Ballerinen durch die lebenden Tore kicken lässt, die die fiese Herzkönigin ständig anderswo hinkommandiert. Ansonsten ist die Coburger «Alice» eine rechtschaffene, ein wenig aus der Zeit gefallene Inszenierung einer Künstlerin, die lange nicht mehr am Theater ...

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Tanz Mai 2017
Rubrik: Kalender, Seite 34
von Angela Reinhardt

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