«Replacement»

Meg Stuart debütiert an der Volksbühne in Berlin mit «Replacement» und packt ihre Kompanie Damaged Goods in eine Trockenschleuder.

Tanz - Logo

Meg Stuart choreografiert Doktorspiele. Bei «Visitors Only» (2003) baute ihr Anna Viebrock eine zweistöckige Klinik für Demenz-Patienten. In «Alibi» (2001) entstand eine grausam zitternde Ich-Verleugnung mit einer Kompanie, die seither bei jeder Schluss­party eines Stücks ins berühm­­te Meg-Stuart-Shaken verfällt. Um das Gruseln abzuschütteln, das in sie fuhr. Den Albtraum, den sie durchlitten.

Jetzt, in «Replacement», nachdem das Ensemble durch eine bühnenhohe Trockenschleuder in der Berliner Volksbühne gequirlt wurde, denkt man prompt wieder, sobald sie zittern: Das war’s nun. Schluss. Ein Zittern, das bei ihrem Ensemble Damaged Goods immer aussieht wie eine unbefriedigende Selbst­befriedigung, eine Selbsterschütterung, um jenen blöden Traum loszuwerden, der Choreografie gewesen sein wollte. Das Zittern hört diesmal auf, das Experiment geht weiter. Einer ihrer Tänzer sagt: Dies Experiment sei tödlich, aber er stehe wieder zur Verfügung. Er braucht noch einen weiteren Schuss Anomalie in den Venen, um drauf zu bleiben. Weil es diesmal nicht gereicht hat. Die Köpfe sich einfach nicht in ein psychiatrisches Monster verwandeln wollten.

Vielleicht lag es an der Trockenschleuder von ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Februar 2006
Rubrik: Premiere, Seite 4
von Arnd Wesemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Zurück zum aufrechten Gang

Als Wissenschaftler erforsche ich die Morphologie des Körpers. Die evolutionistische Morphologie vergleicht Skelette und zieht meist aus der Form des Oberschenkelknochens Rückschlüsse auf die Fähigkeit einstiger Lebewesen zum aufrechten Gang. Generell schließt man von der Form auf die Art der Fortbewegung und vergisst, dass auch das Verhalten die Fortbewegung...

Ein Brief aus Moskau

To get a grasp of what´s going on in contemporary dance in Russia, a visit to Moscow´s annual TSEH festival is highly recommended. Founded a couple of years ago as one of the platforms for Les Rencontres Chorégraphiques de Seine-Saint-Denis, TSEH fulfills a key function in Russian dance, as a presenter and network focus on a national and international level.
Contemp...

Constanza Macras

Walking on the streets of Kyoto I bump into a group of girls all dressed in the same style – mini skirt, tall high heel boots, hair dyed blonde (all exactly the same color) and wearing t-shirts that say “Fuck cool” or “You think I’m hot wait to see me riding my bike.” The girls were dancing to the sound of a boom box (the politically correct term for ghetto...