Nachlese Tanzkongress 2019

Zwischen Utopie und Ideologie

Tanz - Logo

Alles sollte anders werden bei Meg Stuarts Tanzkongress im Juni 2019: die Teilnehmenden, der Tanz, die Gesellschaft. «To be changed» war eines der zentralen Schlagworte, die Bildung einer  «intentional community» ein anderes. Auf dem Gelände des Festspielhauses Hellerau – einst Schauplatz für Lebensreformbewegung und Anfänge des modernen Tanzes – standen weder Vorträge noch Aufführungen auf dem Programm.

Stattdessen wurden die Kongressteilnehmenden Teil einer fünftägigen kollektiven Erfahrung, die in vielgestaltigen Abhängigkeitsverhältnissen (etwa: bei gemeinsamer Zubereitung und Einnahme des Essens) ideologische Grundierungen an der Schnittstelle von sozialer Choreografie und Utopie offenlegte. Nicht Tanz und Tanzen, sondern die körperliche Erfahrung auf verschiedenen Ebenen der Sinnesweinwirkung zu nutzen, stand im Mittelpunkt, um – so schien es – Meg Stuarts Idee des Heilens einer Gesellschaft durch Tanz zu implementieren. 

Tanz als Weg zur Realisierung sozialer Utopien, das ist ein hehres Ziel. Doch ob es das richtige Ziel für den aus öffentlichen Geldern finanzierten Tanzkongress ist, bleibt fraglich. Denn hier wurden klare Regeln und soziale Strukturen gesetzt, die nie mit ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Oktober 2019
Rubrik: Praxis, Seite 72
von Miriam Althammer und Anja K. Arend

Weitere Beiträge
Altehrwürdig

Man vergisst allzu gern, dass die lebendige Tanzszene Großbritanniens noch relativ jung ist. Auch wenn das Romantische Ballett ab den 1840er-Jahren in London eine Blütezeit erlebte – vor allem durch die Ballette Jules Perrots (einschließlich des berühmten, für die Starballerinen seiner Zeit geschaffenen «Pas de quatre») – hielt diese Hoch-Zeit nicht einmal zwei...

Vorschau, der Weg zu tanz 10/19

Outwitting the devil

Zuletzt hat er mit «Giselle» fürs English National Ballet einen Supercoup gelandet, jetzt wagt sich Akram Khan mit seiner eigenen Company an einen Urmythos der Menschheit: «Outwitting the Devil» tanzt auf den Spuren des Gilgamesch-Epos vom Anfang der Zivilisation ins Hier und Heute

William Forsythe

70 Jahre wird er alt, der Amerikaner, der...

Screening 10/19

Transatlantischer Doppelpack

Zwei komplett unterschiedliche Tanzfarben an einem Abend, zu besichtigen via TV oder Netz: Zunächst zeigt 3sat ein vierteiliges Programm des Alvin Ailey American Dance Theater in Erstausstrahlung mit Werken von Wayne McGregor, Ronald K. Brown, Robert Battle und – natürlich! – Ensemblegründer Alvin Ailey, dessen afroamerikanischer...