king of drama

Vor vierhundert Jahren starb der Dichter, an dem kein erzählfreudiger Choreograf vorbeikommt. William Shakespeares Werke sind der Stoff, aus dem Tanzgeschichte gemacht wird

Großes Drama in Bühnenchoreografie zu übersetzen, ist kein Kinderspiel. Das gewaltige Œuvre Shakespeares verweigert sich gründlich jeder vordergründigen Transposi-tion in Ballette oder Tanzstücke. Der 400. Todestag des Mannes, dem der Ehrentitel «Swan of Avon» zuteil wurde, jährt sich am 23. April und lädt dazu ein, das Verhältnis zwischen den Werken des weltberühmten Dichters und dem Tanz zu befragen – jener stummen Kunstform, die den Kern von Shakespeares dichterischer Größe zu ignorieren scheint: das virtuose Sprachspiel.

Stumme Kunst meets Sprachgewalt
Shakespeare hat der englischen Sprache mehr Wortneuschöpfungen beschert als jede andere historische Person. Häufig hören oder verwenden wir Redewendungen im Alltag, ohne uns bewusst zu sein, dass sie seiner Formulierungsfantasie entsprangen. Sprachhis-torisch betrachtet, schrieb Shakespeare zu einer Zeit, als sich das Mittelenglisch Chaucers bereits weitestgehend zum modernen Englisch unserer Epoche entwickelt hatte – einer Sprache, die sich, von der Blütezeit der englischen Seeherrschaft begünstigt, bereitwillig auch fremde Vokabeln aus anderen Kulturkreisen anverwandelte. Fraglos ist es einigen herausragenden Choreografen ...

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Tanz April 2016
Rubrik: Traditionen, Seite 56
von Mike Dixon

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