Anna Karenina
Der Blick ins Programmheft löst Beklommenheit aus: Tschaikowsky, Alfred Schnittke und Cat Stevens, Soft-Song-Ikone der 1970er-Jahre, sollen die musikalische Rahmung besorgen? Reichlich dissonante Mischung, die nichts Gutes ahnen lässt für die Aufführung, die gleich in Hamburgs Staatsoper anrollen wird. Drei Stunden später ist man bekehrt, und damit keineswegs allein. Das ganze Parkett ist auf den Beinen. Steht, klatscht, jauchzt «Bravo». Kein einziges «Buh» versalzt die Jubelarie, die über John Neumeier und seinen Tänzern niedergeht.
Der Choreograf und Intendant des Hamburg Ballett hat soeben die «43. Ballett-Tage» mit einer Uraufführung eröffnet, die vielleicht in die Annalen des Hauses eingeht: «Anna Karenina» könnte der letzte Erzählstoff sein, den der Amerikaner für die Bühne am Dammtor zugeschnitten hat. In zwei Jahren endet seine Ägide, wohl unwiderruflich.
Politprofi Karenin
«Anna Karenina» bleibt davon unberührt, geht als Hanse-Export ans Moskauer Bolschoi und nach Toronto. Umso klüger war Neumeier beraten, der Versuchung einer gut verkäuflichen Reprise zu widerstehen. Statt das Erfolgsrezept der 1978 vorgestellten «Kameliendame» zu kopieren und das Sittengemälde aus der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Er war der erste Neuzugang, den das Wuppertaler Tanztheater nach dem Tod von Pina Bausch aufnahm – und Paul White machte sich so gut in deren Stücken, dass der Australier, der ursprünglich für eine Auszeit nach Berlin gekommen war, vielen auffiel: 2014 wählten ihn Kritiker bei der Umfrage dieser Zeitschrift zum «Tänzer des Jahres». Als athletischen, starken...
Es gibt sie überall in Deutschland: Tanzschul-Dynastien. In Köln sind es die TV-bekannten Breuers. In Stuttgart die Burger-Schäfers, deren Gründer noch in Schlemmers «Triadischem Ballett» mitwirkten. In Nürnberg ist Familie Krebs seit 1883 im Tanzschul-Geschäft. In Essen sitzen die Overraths, die vor einem Jahr sozusagen mit einem anderen Clan fusionierten: dank...
Am besten betritt man den Dark Room einzeln. Obwohl, so dunkel ist es in dem Raum dann doch nicht, den der Choreograf Jiří Kylián mit seinen Fotos bestückt. Auch ist man nicht ganz allein. In einer Ecke scheint jemand, auf einem Stuhl sitzend, auf all die Objekte aufzupassen, die sich vom Besucher greifen lassen. Beim Nähertreten meint man Sabine Kupferberg zu...
