In Balance

Alexander Neef hat einen der schwierigsten Jobs in der Musikwelt: Er steht an der Spitze der Pariser Oper, also auch des Balletts. Wie er die Abteilungen im Gleichgewicht hält, schildert er Thomas Hahn

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Alexander Neef, Sie leiten seit 2020 die Opéra national de Paris. Wie ist Ihr Verhältnis zu Frankreichs Kapitale? 
Die Stadt hat ja auch Schattenseiten wie die ständigen sozialen Konflikte, die relative Enge… Ich durfte mir ja aussuchen, ob ich komme oder nicht, man wird ja nicht gezwungen. Ich bin sehr, sehr gern hier, ich mag die Stadt sehr und auch unsere beiden Theater, Bastille und Garnier. Das Schönste an Paris ist, dass es fast eine geheime Stadt ist, mit ihren hinter Fassaden versteckten Innenhöfen.

Man kommt irgendwo rein und auf einmal gibt es Platz und Garten und Grün. Diese Entdeckungen interessieren mich am meisten. Aus meinem Büro im achten Stock der Bastille-Oper hat man auch eine tolle Aussicht über die Stadt. So sieht man sie wenigstens, selbst wenn man nicht so oft rauskommt.

Wie sind Sie Ihre Aufgabe an der Pariser Opéra angegangen? 
Ich wurde 2019 ernannt, hätte eigentlich 2021 anfangen sollen. Ich wurde dann gebeten, ein Jahr früher zu kommen. Der Kontext war in der Tat nicht so einfach – zum einen die großen Streiks gegen die erste Rentenreform, zum anderen die Pandemie. Ich wusste also, dass es viel Arbeit geben würde, um die Struktur sozial wieder zu ...

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Tanz November 2025
Rubrik: Menschen, Seite 18
von Thomas Hahn

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