Hüpfbürger: Constanza Macras
Macras tanzte am 9. März 2001 mit ihren Freunden auf dem schwarz-weiß gekachelten Herrenklo der Berliner Schaubühne. Kein Presseorgan damals, das mit diesen schockierenden Bildern nicht das Ende des guten alten Theaters bewies. Der Tanz rebellierte zwischen zwei Reihen polierter Porzellanpissoirs. Zehn Jahre später bläst die Choreografin aus Argentinien die von Erich Mendelsohn erbaute Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin in Form eines Gummiboots auf. Auf der Hüpfburg wird das Theater richtig zur Brust genommen, mit einer Orgie: «Entspann dich, dann tut’s nicht so weh.
»
In ihrem jüngsten Stück «Berlin Elsewhere» ist das Theater kein Ort gepflegter bürgerlicher Streitkultur. Das sei Ikea, sagt Constanza Macras. Nirgendwo gingen sich Paare öfter an die Gurgel als dort. Bürgersinn erfährt man im Theater auch nicht, eher am Flughafen, der alle Bürger gleich durchleuchtet. Kann das Theater die Verhältnisse überhaupt noch karikieren? Das macht bereits der Staat: «Einem Patienten werden zur Beurteilung seiner Unzurechnungsfähigkeit und dem damit verbundenen Verlust seiner Mündigkeit dieselben Fragen gestellt, die ein Immigrant beantworten muss, der sich um eine Aufenthaltsgenehmigung ...
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Tanz Juni 2011
Rubrik: menschen, Seite 28
von Arnd Wesemann
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