heidelberg: nanine linning «silver»
Das Seil ist bis zum Zerreißen gespannt, und noch bevor die Vorstellung eigentlich begonnen hat, wird dem Zuschauer bewusst: Wer sich einmal ins Netz begeben hat, kommt nicht mehr frei. Immer wieder stemmt sich Paolo Amerio gegen die Verführung, minutenlang, während ihn Raumklänge von Michiel Jansen umgaukeln: eine vergleichsweise unspektakuläre, relativ statische Szene, die einen jedoch gut auf das Schreckensszenario einstimmt, das Nanine Linning mit «SILVER» anderthalb Stunden lang entwirft.
Denn ihre Zukunftsvisionen haben immer etwas Albtraumhaftes, zumal wenn sie sich assoziativ geben. Gleich zu Anfang bemächtigen sich Automaten eines Menschenbildes, das ganz offensichtlich dem der Choreografin gleicht. Wie sie selbst von blondem Haar umrahmt, hängt es zunächst maskenhaft an der Wand. Einmal übergestreift, verändert es nicht nur das Bewegungspotenzial der Androiden. In den anschließenden Szenen erschaffen sich diese Übermenschen Wesen, die ihnen zu Willen sind. Zunächst ist das ein einzelnes Menschenpaar, wie aus Ton geformt, das aufeinander losgelassen wird, ohne dass es sich wirklich berührt. Demi-Carlin Aarts und Endre Schumicky beschnuppern sich wie Tiere. Und anders als ...
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Tanz Februar 2016
Rubrik: Kalender, Seite 40
von Hartmut Regitz
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