Gert Reinholm

Gert Reinholm ist tot. Irene Sieben über den Star des Berliner Balletts

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Wenn er mit wehendem Cape die Bühne stürmte, als wolle er abheben wie ein edler Vogel, stockte den Ballettomanen bis zum dritten Rang der Atem. Nobel, elegant, kraftvoll dehnte sich seine edle Linie bis in den Bühnenkosmos aus – ganz so, wie es die Prinzen, die Liebenden, die selbstquälerisch Leidenden im avantgar­dis­tischen Ballettdrama Tatjana Gsov­skys verlangten. Gert Reinholm, der sich im neoklassischen Gesamtkunstwerk gern «Theatertänzer» nannte, tanzte, wie er sagte, «mit dem Herzen und mit den Nerven».

Er bestach nicht durch technische Bravour, mit der heute Ballerinos auf Wettbewerben Preise einheimsen wie Spitzensportler. Leere Brillanz war beiden ein Gräuel – der russischen Choreografin im Nachkriegs-Berlin und ihrem wichtigsten Protagonisten. Welche Highlights waren Ballett-Premieren zu jener Zeit, als Tänzer neben Komponisten wie Blacher, Nono, Egk, Henze, Klebe, von Einem, dem Bühnenbildner Jean-Pierre Ponnelle, der Librettistin Ingeborg Bachmann und Klaus Kinski als Myschkin Ovationen entgegennahmen – und Bürgermeister Willy Brandt die Reisetruppe Berliner ­Ballett höchstselbst am Flughafen empfing.
Mit 22 Jahren, fast nackt, barfuß und vom Krieg ausgemergelt, war ...

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Tanz Februar 2006
Rubrik: Transitions, Seite 28
von Irene Sieben

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