Emanuel Gat «Freedom Sonata»
Emanuel Gat hat es tatsächlich gewagt. Ein ganzes Album von Kanye West würde er vertanzen, hatte der Choreograf angekündigt, und dazu noch Beethoven mit ins Boot holen, zu einem musikalischen Pas de deux. Wobei man sich fragen durfte, welche der beiden Ideen mehr Elektrizität erzeugen würde: der Rapper allein oder dessen Begegnung mit dem 2. Satz aus der Klaviersonate Nr. 32 in c-Moll, Beethovens letzter. Gat deutet das Werk als Befreiung von den Regeln der musikalischen Form, als: «Freedom Sonata». Was das Risiko beinhaltet, dass man Gat für ähnlich bipolar hält wie Rapper West.
Was der Choreograf entschieden abbügelt: Man müsse West nur zuhören, dann werde schnell klar, dass dessen kompromittierende Zitate aus dem Kontext gerissen seien und man eine klare Weltsicht erkenne. Nun ja. Zum Glück geht es hier um musikalisches Genie, und da klopft das Album «The Life of Pablo» (2016) in einer höheren Kategorie an. Unvorhersehbar, aufwühlend, oft grandios.
So zelebriert West die Kunst der Collage, zwischen spirituell angehauchten klanglichen Sphären und Readymades aus seiner alltäglichen Tonwelt. Was an ein Gat-Stück von 2013 erinnert: «The Goldlandbergs», nach einer Toncollage von ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Oktober 2024
Rubrik: Kalender, Seite 34
von Thomas Hahn
Der ungarische Performer Viktor Szeri hat sich in «Fatigue», beim Festival «Tanz im August» (tanz 8-9/24) in den Berliner Sophiensælen gezeigt, seinen eigenen Burnout vorgenommen. Anstatt mit schnellen Bewegungen bis zur Erschöpfung zu tanzen, setzt er auf minimalistische Bewegungen in Zeitlupe und ein gekonntes Zusammenspiel aus Lichtdesign (Ferenc Payer), Ton...
Sie sitzt in Reihe 5, als das Licht mählich erlischt. Wie mag sich das anfühlen, der Premiere der eigenen Inszenierung vom Parkett aus beizuwohnen? Sasha Waltz braucht ein Weilchen, bevor sie zur Ruhe kommt. Bevor sie nicht mehr die Choreografin, die Regisseurin des Abends ist, die dem etwas saumseligen Chor bedeuten muss aufzustehen: indem sie die Handflächen nach...
Dieter Heitkamp war seiner Zeit immer voraus, war meist schneller als andere im Auffangen innovativer Impulse und besitzt die Begabung, neue Ideen ebenso rasant in tanzkünstlerische Projekte, choreografische Kompositionen und Unterrichtsformen zu transformieren.
1957 geboren, studierte er in Berlin Sport und Biologie, ein kunstpädagogisches Studium bei Dieter...