Das Bild und seine Geschichte
Ein warmer Wind weht in Tel Aviv, der ehemals weißen Stadt der Träume zionistischer Großväter. Heute ist es trotz allem ein Sehnsuchtsort für Lebenshungrige aus aller Welt, die ihr Vergnügen am Grenzweg zwischen subakuter Gefahr und kollektiver Entspanntheit suchen. Das Meer ist überall nah, früh bricht die Dämmerung herein, jede Straße ist erfüllt von Lärm – perfekt für die Rituale der israelischen Performance-Formation Public Movement.
Es mag angesichts der Nähe zu Gaza, die uns die Nachrichten suggerieren, wie ein Hohn erscheinen, wenn sie hier stramm aufmarschieren, junge Männer und Frauen mit ernsten Gesichtern, und sich im Brachland zwischen Strand, Kreisverkehr und glitzernden Hochhäusern rund um eine Formation rauen Felsgesteins gruppieren. In einer stillen, seltsam entrückten Zeremonie legen sie sich einzeln auf die Felsbrocken oder klemmen sich in enge Spalten: vermeintlich Verletzte oder Tote in derangierten, verkrüppelten Positionen. Das, damit ihre Kollegen sie «retten», die nun mit minuziös-exakten Handgriffen Trageliegen ausklappen, Bandagen aufrollen und mit blauem Davidstern bedruckte Leichensäcke aufschütteln. In unbeteiligter Zärtlichkeit greifen rettende Hände ...
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