Foto: Marc Coudrais
D‘à côté
Lille, 12. Dezember 2017. Nachmittag, Théâtre du Grand Bleu. Es läuft das Festival «Les Petits Pas». Tanz für junges Publikum. Christian Rizzo präsentiert «d’à côté». Drei Tänzer tragen Zimmerpflanzen rein und raus, verschränken ihre Körper zu Gebilden, die wie aus Legobausteinen zusammengesetzt wirken. Sie bewegen sich langsam, verschieben weiße Wandelemente in einem weißen Raum. Ab und zu werden ihre Körper merkwürdig schlaff. Der Titel verweist auf den Nebenraum und was von dort hereinkommt oder -schallt: «d’à côté» – von nebenan.
Rizzo bietet keine Geschichte, keinen Hip-Hop, keine Komik, keine Dialoge, keine 3D-Technologie, keine schnellen Schnitte. Nichts von all dem, was man eigentlich bei einem Stück für Jugendliche erwarten würde. Nach vierzig Minuten Spielzeit und Applaus tritt er vor die Schulklassen. Ein etwa 14-Jähriger stellt die erste Frage. Spontan, sorglos, direkt ins Mark. «Das Stück war ganz schön lang! Ist das Absicht?» Da gibt es kein Abtasten, keine dezenten Floskeln, keine Komfortzone. Rizzo kontert, sucht den Schlagabtausch: «Ihr habt euch also gelangweilt? Betrachtet ihr denn manchmal Landschaften?» Die Antwort: Ein schallendes «Nein!» – samt Gelächter. Ein ...
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Tanz Februar 2018
Rubrik: Produktionen, Seite 19
von Thomas Hahn
In jeder ordentlichen Bar gibt es eine Barre. Sie sieht aus wie im Ballettsaal: eine an der Theke befestigte Querstange. Barre und Bar, die eine hat tatsächlich mit der anderen zu tun. Die Bar ist die Stütze für Trinker, von ihnen gern auch als Stützpunkt bezeichnet. Ebenso stützt die Barre den Tänzer. Und so sieht man auf dieser Bühne eine Bar im Western-Saloon...
Die Essenz einer guten Zeichnung – und vielleicht auch eines guten Gedankens – ist, einen Gegenstand auf die einfachste mögliche Form zu reduzieren und zugleich seine Substanz und seinen Sinn zu erhalten. Sagt Chuck Jones (1912 – 2002), vielfach preisgekrönter Zeichner und Regisseur von zahllosen Zeichentrickfilmen. Wie das geht, sehen wir in einem abstrakten...
«Wie war ich?» Wenn eine Tänzerin nach der Aufführung so fragt, geht es nicht unbedingt um Hebefiguren, Headspins oder Spagat. Genauso wichtig ist eine gute Vorstellung am Ende des Auftritts. Oder umgekehrt: Ein guter Auftritt nach der Vorstellung. Nicht erst im Cocktailkleid auf dem Empfang, sondern schon vorher, wenn sich der Vorhang hebt, zum Applaus. Wenn das...