Choreologie
Nicht nur Videokameras sind in die Ballettsäle der großen Kompanien eingezogen, sondern auch der Computer. Er hilft der Crew der Choreologen, jenen Spezialisten, die die in den 1950er Jahren von Rudolf Benesh entwickelte Notation zur Erfassung von Körperhaltungen und Bewegungsabläufen beherrschen und für die Archivierung und Neueinstudierung unzähliger Ballette verantwortlich sind. Ohne Computer wird bald nichts mehr gehen.
Aber es ging mal. Vor sechzig Jahren, als die erste deutsche Choreologin am 1. Dezember 1945 ihre Karriere am Stuttgarter Ballett begann: Georgette Tsinguirides.
John Cranko war es, der sie zwanzig Jahre später bat, nach London zu gehen und die Benesh-Notation zu erlernen. Als sie 1966 zurückkam, war sie die einzige Choreologin in Deutschland. Heute arbeiten nur fünf große deutsche Kompanien mit Choreologen, neben Stuttgart sind es München, Berlin, Hamburg und Leipzig. Weltweit sind es gerade mal 23 Truppen. Choreografen wie David Bintley, Kenneth MacMillan, John Neumeier oder Glen Tetley schwören auf die Benesh Movement Notation.
Doch nicht nur die Zahl der Kollegen hat sich in diesen 40 Jahren für Georgette Tsinguirides erweitert, sondern auch die Sprache des ...
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