Afro
Afro war zu Zeiten von Martin Luther King und Apartheid der Lockenlook protestierender Nachkommen afrikanischer Sklaven, die, obwohl Kinder von Feldarbeitern, richtig gut tanzen konnten. Falls sie nicht Jimmi Hendrix hießen.
Der Wahlwiener Bob Curtis (© Michael Winkelmann) ist einer von ihnen, der zufällig zum Tanz kam, es dann aber gleich an die streng weiße Balanchine-Schule schaffte, bis ihn die Liebe nach Rom, die Geldsorge nach Wien trieb, wo dem 80-jährigen Idol und Tanzpädagogen nun der Teppich ausgerollt wird: mit einer lesenswerten Hommage von Christiane Dertnig und Lorenz Gallmetzer: Bob Curtis, bei ihnen sogar Hohepriester des Afro Contemporary Dance (www.folioverlag, geb., 99 S.), tut heute das, was er mit 21 schon wollte: malen. Den schönsten Satz schrieb ihm der Lichtdesigner Patrick Latronica ins Stammbuch: «Ist jemand im Zimmer, ist er außer Stande, eine Glühbirne in die Fassung zu drehen. Ist er allein, kann er das ganze Zimmer verkabeln.» So was ist ehrlich bis in die Kraushaarspitzen – die Curtis, wie man sieht, schon lang nicht mehr trägt.
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