woolf works

Der Choreograf Wayne McGregor legt sein erstes abendfüllendes Ballett im Royal Opera House vor. Und London bejubelt mit ihm: die Schriftstellerin Virginia Woolf, der Alessandra Ferri Gesicht und Körper leih

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Eine sonore Stimme, aufgezeichnet 1937 von der BBC, fragt ins Rund des Royal Opera House: «Wie können wir die alten Worte neu ordnen, damit sie überleben, damit sie Schönheit erzeugen, damit sie die Wahrheit erzählen?» Es spricht die Schriftstellerin Virginia Woolf, und was sie verkündet, ist ihr literarisches Credo. Wer so vermessen ist, diese Ikone der Literatur, ihre Mission und ihr Opus auf die Ballettbühne bringen zu wollen, riskiert den Totalabsturz. Bebilderung äußeren Geschehens führt hier genauso in die Sackgasse wie ein Spaziergang über innere Landschaften.

Statt einen dieser Irrwege zu beschreiten, zieht Wayne McGregor in London die einzig richtige Option. Er nimmt das BBC-Tondokument, spannt es als Prolog vor seine dreiteilige Hommage «Woolf Works», macht sich das ästhetische Anliegen zu eigen und begegnet seiner Heldin so auf Augen-höhe – von Autor zu Autor sozusagen.

Der resident choreographer des Royal Ballet übersetzt Virginia Woolfs Maximen in die Sprache des Tanzes, reiht das klassische Vokabular zu neuen Kombinationen und baut daraus ein Gefüge, in dem – schön und wahrhaftig zugleich – Werk und Vita der Schriftstellerin aufgehoben sind wie in einem ...

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Tanz Juli 2015
Rubrik: produktionen, Seite 8
von Dorion Weickmann

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