Wo Forscher schweben

Kitsou Dubois, die Choreografin der Schwerelosigkeit, im Gespräch mit Thomas Hahn

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Wie haben Sie sich, als Choreografin, der Wissenschaft nähern können? Ich bot einem Labor im Bereich der Welt­raumforschung ein Tanztraining für Astronauten an. Ich hatte es vorher an der Uni in Medizin versucht, aber die schneiden alles nur in Stücke. Das ist nicht der Körper, wie wir ihn im Tanz verstehen. Von der Neurophysiologie, die auch den Körper in der Schwerelosigkeit erforscht, war ich dagegen sehr begeistert. Aber ich habe lang gebraucht, um meine Komplexe gegenüber der Forschung abzulegen.

Am Ende konnte ich zwar vor Forschern einen Vortrag halten, musste aber begreifen, dass ein Labor hierarchisch funktioniert, dass Forscher sich vor ihren Computern isolieren und miteinander im Wettbewerb stehen. Da passt keine Tänzerin rein, schon gar keine, die Erkenntnisse aufzeigen will. Was ich als Künstlerin denke, ist nicht bewiesen. Und welchen Titel habe ich? Was habe ich überhaupt in einem Labor zu suchen? Es kam zum Bruch, und der tat weh. Dabei gibt es in der Wissenschaft so wunderbare Begriffe wie die «subjektive Vertikale», die sich auf das Paradox zwischen der Wahrnehmung der Schwerkraft und der Selbstwahrnehmung bezieht, und das gilt ganz genau auch für die Vertikale im ...

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Tanz Februar 2006
Rubrik: Science through dance, Seite 22
von Thomas Hahn

Vergriffen
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