Wo Forscher schweben
Wie haben Sie sich, als Choreografin, der Wissenschaft nähern können? Ich bot einem Labor im Bereich der Weltraumforschung ein Tanztraining für Astronauten an. Ich hatte es vorher an der Uni in Medizin versucht, aber die schneiden alles nur in Stücke. Das ist nicht der Körper, wie wir ihn im Tanz verstehen. Von der Neurophysiologie, die auch den Körper in der Schwerelosigkeit erforscht, war ich dagegen sehr begeistert. Aber ich habe lang gebraucht, um meine Komplexe gegenüber der Forschung abzulegen.
Am Ende konnte ich zwar vor Forschern einen Vortrag halten, musste aber begreifen, dass ein Labor hierarchisch funktioniert, dass Forscher sich vor ihren Computern isolieren und miteinander im Wettbewerb stehen. Da passt keine Tänzerin rein, schon gar keine, die Erkenntnisse aufzeigen will. Was ich als Künstlerin denke, ist nicht bewiesen. Und welchen Titel habe ich? Was habe ich überhaupt in einem Labor zu suchen? Es kam zum Bruch, und der tat weh. Dabei gibt es in der Wissenschaft so wunderbare Begriffe wie die «subjektive Vertikale», die sich auf das Paradox zwischen der Wahrnehmung der Schwerkraft und der Selbstwahrnehmung bezieht, und das gilt ganz genau auch für die Vertikale im ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Zur Begrüßung: dieses Lächeln. Es füllt ihr blondes, helles Gesicht so vollständig aus, dass sie die Augen senkt und die Nase kraus zieht. Sie kommt direkt von der Probe, und das strahlende Lächeln der jungen Prinzessin Aurora, die auf der Bühne bald in hundert Jahre dauernden Schlaf fallen wird, zuvor aber dem Prinzen kräftig den Kopf verdreht, liegt noch wie...
Je mehr Pina Bausch aus dem Bild der öffentlichen Meinung zu verschwinden droht, desto insistenter muss "Das Tanztheater Pina Bausch: Spiegel der Gesellschaft" bleiben.
Unter diesem Titel veröffentlichte Rika Schulze-Reuber nach dreißig Jahren Bauschverehrung jetzt ihre Zuschauer-Erfahrung von "Frühlingsopfer" 1975 bis "Rough Cut" 2005.240 Seiten lang erzählt...
Als Wissenschaftler erforsche ich die Morphologie des Körpers. Die evolutionistische Morphologie vergleicht Skelette und zieht meist aus der Form des Oberschenkelknochens Rückschlüsse auf die Fähigkeit einstiger Lebewesen zum aufrechten Gang. Generell schließt man von der Form auf die Art der Fortbewegung und vergisst, dass auch das Verhalten die Fortbewegung...