Unerwünscht

Erschöpfte Kämpfer wandern durch «Until We Sleep» von Botis Seva. Angela Reinhardt sah das Weltuntergangswerk beim «Colours»-Festival in Stuttgart

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Wer sind diese rastalockigen Nomaden in ihren dicken Rüstungen aus Federn und Fell, die zwischen Explosionen und Nebelschwaden in tiefer Nacht tanzen? Der wild zuckende Stamm hat etwas Archaisches und Mystisches, erinnert an den Endzeitfilm «Mad Max» und an andere apokalyptische Science Fiction. Eine hochgewachsene, grimmige Kriegerin führt die wandernde Gemeinschaft an, deren Gesichter man im Düstern kaum erkennt.

Vor wem fliehen sie, gegen wen kämpfen sie? «Until We Sleep», der zweite Abendfüller von Botis Seva, bleibt auch ganz wörtlich in jenem vernebelten Dunkel, aus dem Hofesh Shechter seine Großstadtrebellen auftauchen lässt oder Marco Goecke seine Alpträume.

Wie einige Choreografen der jungen Generation ist Botis Seva ein Migrantenkind – seine Eltern stammen aus Zentralafrika. Unter dem zielsicheren Namen Far From The Norm gründete er 2009 in der Londoner Arbeitervorstadt Dagenham seine eigene Hip-Hop-Compagnie, der musikverrückte Schulabbrecher war damals gerade 19 Jahre alt. Nach viel Basisarbeit kam der große Erfolg 2021 mit dem mehrfach ausgezeichneten «BLKDOG», benannt nach dem «schwarzen Hund», einem englischen Euphemismus für Depressionen. In bedrückenden Bildern ...

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Tanz August/September 2025
Rubrik: Produktionen, Seite 4
von Angela Reinhardt

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