Foto: Magdalena Lepka
Thomas Oberender: Mehr Sinnlichkeit
Am Tanz hat mich immer interessiert, dass er Wissen – Haltungen, Praktiken, Techniken – weitergibt. Ohne den Transfer von Körper zu Körper würde dieses Wissen verschwinden. Tanz ist eine Körpertechnik, das Medium zugleich das Instrument. Das schien mir stets ein «antiwestliches» Moment zu sein, wie es sonst nur unterschiedlichen Formen der Meditation eigen ist. Die Tanzpraxis ließ sich selbst in ihren avanciertesten Formen nie vollständig vom Vorgang des lehrenden Teilens ablösen.
Kein Video erfasst die Komplexität der Vorgänge, die den Körper des Tänzers bewohnen. Welche Standards – selbst in Form ihrer Übertretung oder Leugnung – tradiert werden, vermag eine Aufzeichnung nie ganz zu vermitteln. Ein Drama oder eine Sonate überlebt als literarisches Stück, ein Tanz bislang nur durch Nachvollzug. Die digitalen Medien aber können den Tanz in neuartiger Weise «literarisieren» und damit die Praxis der Weitergabe vom Körper des Meisters, der Meisterin ablösen.
So wie das öffentliche Erzählen der klassischen Rhapsoden durch die Erfindung des Aufschreibens verschwand, während ihre Epen als Bücher überlebten, haben die neuen Technologien wahrscheinlich längst die Quellbereiche ...
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Tanz Jahrbuch 2017
Rubrik: Raum für Visionen, Seite 122
von Thomas Oberender
Nachdem er an der Technischen Universität von Delft einen Master-Abschluss erworben hatte, wechselte Arno Schuitemaker die Richtung und begann eine Karriere im zeitgenössischen Tanz. Seit der 1976 geborene Niederländer ein Diplom für Choreografie in der Tasche hat, macht er Stücke, die sich durch eine ausgesprochen physische und sensorische Annäherung an...
Ein komisches Gefühl, sich mittels VR-Brille und Headphones von der realen Welt abzuschotten, um ein Ballett anschauen zu können. Hat man das seltsame Equipment aber erst einmal angelegt und den Film gestartet, wird man augenblicklich in eine faszinierende, dreidimensionale Welt aus Bewegung, Bild und Klang hineingezogen. Man kann auf seinem Drehstuhl eine...
Eigentlich konnte dem Tanztheater Wuppertal nach der Zeit des Abschied- und Abstandnehmens nichts Besseres passieren als diese 47-jährige, mit allen Kunst- wie Verwaltungswassern gewaschene Managerin, Vernetzerin, Vorausblickerin als neue Frau an der Spitze. Sie ist informiert, ehrgeizig, arbeitsam, teamfähig, offen, flexibel und freundlich. Sie hat in großen...