Tanz ahoi
«Take Five» ist ein typisches Alexander-Ekman-Stück: perfekt gesetzter Tanz von einem ultraprofessionell agierenden Ensemble, einschmeichelnde Musik mit leichten Widerhaken, eine herzerwärmende Story, die, kurz bevor sie vollkommen in fröhlicher Cheesyness versinkt, einen Abgrund aufscheinen lässt, der dann wieder mittels Humor eingeebnet wird, zumindest solange der Humor nicht von einer sanften Melancholie überdeckt wird. Typisch, eigentlich.
Nur das Premierenumfeld von «Take Five» ist untypisch.
Weil das Theater für Ekman-Verhältnisse winzig ist, mit seinen gut 300 Plätzen, und die Bühne selbst ist für zehn Tänzer*innen auch ziemlich klein. Außerdem ist die Bühne in Bewegung, sie schwankt, was bei einem extrem genau arbeitenden Choreografen fatal ist. Aber Ekman hat sich das so ausgesucht: «Take Five» feiert seine Premiere nicht in einem klassischen Theater, sondern auf einem Kreuzfahrtschiff, der «Europa 2», während einer Rundreise von und nach Hamburg über Nordengland, Schottland und Norwegen. Das ist keine große Ballettpremiere, das ist After-Dinner-Entertainment, und da darf es natürlich mal wackeln. Wobei man der Situation mit dieser Charakterisierung unrecht tut. Die ...
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Tanz August/September 2024
Rubrik: Hinter den Kulissen, Seite 48
von Falk Schreiber
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