Roni Haver, Guy Weizman «Körperfestung/Herzog Blaubarts Burg»

Braunschweig

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Blaubarts Burg ist ein weißgekachelter Saal, auch das Orchester findet auf der Bühne des Braunschweiger Staatstheaters darin Platz. Käfige hängen von der Decke, Tänzer recken sich an den Wänden, bilden in Roni Havers Choreografie eine verschreckte, ergebene Gruppe um Herzog Blaubart und seine «Körperfestung», wie Bela Bartóks Oper in der Koproduktion von Musiktheater und Tanzensemble hier im Untertitel heißt.

Guy Weizman inszeniert das klinische Psychogramm eines hochtoxischen Machtmenschen, in dessen blutige Geheimnisse Judith Tür um Tür eindringt.

Nicht zuletzt die Kostüme von Maison the Faux aus Häuten und falschen Geschlechtsteilen sowie nahtähnliche Piercings lassen an den Filmkannibalen Hannibal Lecter denken. Da werden die Opfer (Rei Okunishi und Noriko Nishidate) von den Tanzenden in schwarzen Latexkitteln mit langen Stangen und Haken bewegt, als seien sie Objekte im Schlachthaus.

Mezzosopranistin Charlotte Hellekant fügt sich perfekt in die Tanzenden, zieht durch ihre Zuwendung mehr und mehr der Opfer an sich. Als sich der maliziöse Blaubart-Sänger Michael Mrosek seine Mörderhandschuhe überstreift, Tänzer Giovanni Fumarola als sein Alter Ego die Köpfe der Opfer brutal ...

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Tanz Juni 2024
Rubrik: Backlights, Seite 47
von Andreas Berger

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