Politische Mythen
Emanuele Soavi kommt mit dem Taxi. Sein Zug ist ausgefallen, der nachfolgende verzögerte sich – «natürlich!» – immer mehr, sodass der Tänzer und Choreograf zu unserer Verabredung deutlich zu spät gekommen wäre. Der Wahlkölner schimpft ein bisschen, lacht – und nimmt es mit Gelassenheit. Lächelt freundlich und warm, so wie seine tiefblauen Augen. Der kleine, feingliedrige Künstler lässt seine Schuhe im Flur und nimmt mit der spielerischen Geschmeidigkeit des Tänzers Platz im Wohnzimmer. Das Unterwegssein ist für den Italiener beinahe Alltag.
Gleich am nächsten Tag wird es nach Frankreich gehen, zur dreiwöchigen Probenresidenz mit der Kompanie La Baraka im südfranzösischen Annonay: «Terpsichore» zu Georg Friedrich Händels Ouvertüre von «Il pastor fido» will in Szene gesetzt sein, mit fünf Tänzer*innen, zwei Gesangssolistinnen und 20 Musiker*innen. Soavi erzählt es mit Vorfreude: Die Premiere war zu den Händel-Festspielen in Halle an der Saale Ende Mai eingeladen.
Abwechslung ist die Konstante in Soavis Künstlerleben: Es gibt Kooperationen mit großen Häusern wie dem Staatstheater am Gärtnerplatz München, genauso wie Arbeiten mit beschaulichen Orten wie der Alten Dorfkirche in Hausen ...
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Tanz Juni 2024
Rubrik: Menschen, Seite 18
von Bettina Trouwborst
Derzeit geht Cindy Van Acker durch neue Erfahrungen. Sie kreiert ein Stück, «Quiet Light», das im Juni in Lugano Premiere haben wird, und sie hat dafür noch nicht das gefunden, was sie «den Anker» nennt. «Ich weiß nicht, wo der Anker ist», erzählt sie, als wir uns Anfang März bei den «Swiss Dance Days» in Zürich treffen. Und ist das schwierig? «Meistens finde ich...
Was heißt es, wirklich wach zu sein? Wo sind wir, wenn wir träumen? Gibt es ein Dazwischen? Diese oder ähnliche Fragen müssen Reginaldo Oliveira, den choreografierenden Ballettdirektor des Landestheaters Salzburg, für seine Interpretation von «Dornröschen» beschäftigt haben. Entstanden ist ein Ballett, das sich zu unterhalten traut und gleichzeitig zum Nachdenken...
Das Literaturballett ist fast so alt wie die theatralische Tanzkunst selbst. Nicht nur, dass kein Geringerer als Molière für die Comédieballets des Sonnenkönigs verantwortlich zeichnete. Kaum dem Absolutismus entronnen und ins bürgerliche Königreich der Romantik eingetreten, feierte das Genre bereits mit «La Sylphide» einen frühen Triumph. Der erste Elementargeist,...