Politische Mythen

Emanuele Soavi ist einer, der weiß, wie italienische Renaissance und antike Helden in die Gegenwart ausgreifen

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Emanuele Soavi kommt mit dem Taxi. Sein Zug ist ausgefallen, der nachfolgende verzögerte sich – «natürlich!» – immer mehr, sodass der Tänzer und Choreograf zu unserer Verabredung deutlich zu spät gekommen wäre. Der Wahlkölner schimpft ein bisschen, lacht – und nimmt es mit Gelassenheit. Lächelt freundlich und warm, so wie seine tiefblauen Augen. Der kleine, feingliedrige Künstler lässt seine Schuhe im Flur und nimmt mit der spielerischen Geschmeidigkeit des Tänzers Platz im Wohnzimmer. Das Unterwegssein ist für den Italiener beinahe Alltag.

Gleich am nächsten Tag wird es nach Frankreich gehen, zur dreiwöchigen Probenresidenz mit der Kompanie La Baraka im südfranzösischen Annonay: «Terpsichore» zu Georg Friedrich Händels Ouvertüre von «Il pastor fido» will in Szene gesetzt sein, mit fünf Tänzer*innen, zwei Gesangssolistinnen und 20 Musiker*innen. Soavi erzählt es mit Vorfreude: Die Premiere war zu den Händel-Festspielen in Halle an der Saale Ende Mai eingeladen.

Abwechslung ist die Konstante in Soavis Künstlerleben: Es gibt Kooperationen mit großen Häusern wie dem Staatstheater am Gärtnerplatz München, genauso wie Arbeiten mit beschaulichen Orten wie der Alten Dorfkirche in Hausen ...

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Tanz Juni 2024
Rubrik: Menschen, Seite 18
von Bettina Trouwborst

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