Raus zum Applaus

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«Wie war ich?» Wenn eine Tänzerin nach der Aufführung so fragt, geht es nicht unbedingt um Hebefiguren, Headspins oder Spagat. Genauso wichtig ist eine gute Vorstellung am Ende des Auftritts. Oder umgekehrt: Ein guter Auftritt nach der Vorstellung. Nicht erst im Cocktailkleid auf dem Empfang, sondern schon vorher, wenn sich der Vorhang hebt, zum Applaus. Wenn das Licht wieder angeht, das Verbeugen ansteht, und plötzlich ist er da – der direkte Kontakt mit dem - Publikum.

Genau dann wühlen die Zweifel: Wie forsch darf der Schritt sein, wie selbstbewusst das Lächeln? Und wenn es zu schüchtern aussieht? Ist das schlimm? 

Das Verbeugen ist ein Ritual. Tanz ohne Rituale, das geht gar nicht. Schon gar nicht im Ballett, und erst recht nicht beim alljährlichen «Défilé» an der Pariser Opéra. Nirgends wiegt die Huldigung an die Tradition schwerer. Das «Défilé» endet in einer Architektur aus weiß bekleideten Grazien und Galanen aller Altersstufen, fein geordnet zu nachgerade barocker Symmetrie. Dahinter steckt Kalkül. Nur Rituale erhalten die Tradition. Im zeitgenössischen Tanz geht es lässiger zu: Kurzes Nicken ins Publikum, ein Wink zum Regieteam, vielleicht noch ein Lächeln – das genügt. ...

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Tanz Februar 2018
Rubrik: Warm-Up, Seite 1
von Thomas Hahn

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