Po-Cheng Tsai/Mauro Astolfi/Marie Chouinard: «Bach recomposed»
Aquamarinblau leuchtet die Bühne im Großen Haus des Berner Stadttheaters. Da ist Weite, Meer. Stille. Plötzlich tauchen aschgraue Reptilienmenschen auf, holzschnittartige Wesen ohne Geschlecht und ohne Gesicht (Kostüme: Dominique Steinegger). Entfernt erinnern sie an die versteinerten Vulkantoten von Pompeij, doch es sind Fantasiefiguren, ein mythisches Volk, das vom Meeresgott Aegir regiert wird. Er hat den mehrfacher Gewinner des Berner Tanzpreises Po-Cheng Tsai zu seinem gleichnamigen Stück inspiriert.
Tsai entpuppt sich hier einmal mehr als Bewegungsschöpfer mit sicherem Gespür für Atmosphären und Timing. Gekonnt baut der Taiwaner in seine Tableaux asiatisches Bewegungsmaterial mit ein, strenge Geometrien, die wie Blüten aufbrechen, Torsi mit Schlangenarmen, Hände, die sich über den Köpfen in Flammenkronen und Krebszangen verwandeln. Perfekte Illusionen: Bei bloßem Zusehen spürt man die Strömungen und Wellen, denen diese Figuren im Wasser ausgesetzt sind. Der Sound, den Tamar Halperin aus Instrumentalwerken von Johann Sebastian Bach destilliert hat, scheint sie mal sanft zu umspülen, mal stürmisch aufzupeitschen. Die Berner Tanzcompagnie zeigt sich in Bestform, begeistert durch ...
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Tanz März 2023
Rubrik: Kalender, Seite 44
von Marianne Mühlemann
Hannover
GOECKE VS. HÜSTER
Eklat in der Staatsoper Hannover: Bei der Premiere «Glaube – Liebe – Hoffnung» am 11. Februar ist der dortige Ballettdirektor Marco Goecke mit der Tanzkritikerin der FAZ, Wiebke Hüster, aneinandergeraten. Diese hatte zuletzt einige Tage zuvor Goeckes «In the Dutch Mountains» in Den Haag verrissen (vgl. unsere Besprechung auf S. 43). In...
Dass die Limón Dance Company zum 75. Geburtstag durch Deutschland tourt (siehe S. 38), ist stimmig: Es war ein Auftritt von Harald Kreutzberg und Yvonne Georgi, der José Limón 1929 dazu bewog, die Tänzerlaufbahn einzuschlagen. Kreutzberg hatte dem jungen, in Mexiko geborenen Künstler zur Erkenntnis verholfen, dass «ein Mann mit Würde und überragender Majestät...
Eigentlich war die Premiere für 2021 vorgesehen, doch die Arbeit am Stück wurde von der Pandemie unterbrochen. Jetzt aber ist Kenneth Kvarnström endlich zurück am Göteborger Opernhaus. Gemeinsam mit GöteborgsOperans Danskompani und der norwegischen Musikerin Ane Brun hat er dort seine neue Kreation «12 Songs» fertiggestellt. Seit den 1990er-Jahren zählt Kvarnström...