Plauen: Annett Göhre «Giselle»
Wer seine Grenzen achtet, wird viele Chancen entdecken – das beweist Annett Göhres Fassung von «Giselle» am Vogtlandtheater in Plauen. Mit einem Dutzend Tänzern lässt sich keine klassische Version bestreiten, aber eine eher zeitgenössische, zeitlose Deutung des Traditionsstoffes durchaus. Göhre verlegt ihn zunächst in eine nicht näher lokalisierte, doch erkennbar heutige Situation, dann in eine albtraumartige Szenerie. Die Wilis überzeugen hier als wilde, faunische Furien.
Dabei beginnt es ganz still. Judith Bohlen als Giselles Mutter Berte ist voller dunkler Ahnungen.
Wenn das Orchester unter der Leitung von Leo Siberski die Musik von Adolphe Adam zu spielen beginnt, ist das die reine Verlockung zum Tanz. Nicole Stroh als Giselle ist voller Übermut. Und dann ist er da, dieser attraktive, kraftvolle Typ – Andrew Cummings als Albrecht. Er stammt wohl kaum aus einem Adelsgeschlecht, aber aus sichtlich anderen Gefilden. Auf Anhieb fühlt er sich wohl in dieser neuartigen Umgebung. Ein Blick von ihm, einer von ihr, die Funken sprühen. Der Tanz lässt sie abheben.
Der Choreografin, die verschiedene Stile und Techniken einbezieht, gelingt es zu zeigen, wie viel eine Pirouette über ...
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