München: Eyal Dadon «Salome Tanz»

Tanz - Logo

Sonne oder Mond? Ketchup oder Mayonnaise? Mond und Ketchup siegen, demokratisch über Internetlink gewählt. Denn ein abgeschlagenes Haupt des Jochanaan auf dem Silbertablett, serviert mit Mayonnaise, geht gar nicht. Das an sich blutige Drama wird ganz unblutig, kalt und sinnenfrei vonstattengehen. Auch weil diese knapp 80-minütige Vorstellung am Münchner Gärtnerplatztheater, betitelt mit «Salome tanz», die grausame Geschichte der Salome anders erzählt, als man es gemeinhin von der Bühne oder von Bildern her kennt.

Der israelische Gastchoreograf Eyal Dadon nämlich hat sein Stück als interaktives Computerspiel inszeniert.  Wobei das Publikum auch während der Vorstellung immer wieder abstimmen wird, zum Beispiel darüber, ob am Ende nun Salome oder Herodes zu sterben hat. Das ist letztlich egal, wird man doch Salome vergeblich unter den Tänzerinnen suchen. Und auch bei den Männern gibt es keine konkreten Rollenzuschreibungen. Jochanaan? Herodes? Alle eins.

Zwanzig Tänzerinnen und Tänzer bevölkern die Bühne zunächst in symmetrischen Reihen und Gruppen, so weit synchron agierend, wie es menschliche Körper eben können. Denn in graugerasterte Ganzkörperetuis gesteckt, haben sie die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz April 2020
Rubrik: Kritik, Seite 38
von Eva-Elisabeth Fischer

Weitere Beiträge
Hannover on tour: Eszter Salamon «Monument 0.6: Heterochronie / Palermo 1599 – 1920»

Ein stilles Stockdunkel. Irgendwann sind Schemen zu erkennen, zarte Lichtschweife an der Bühnenhinterwand. Eine gefühlte Ewigkeit später Umrisse von Körpern. Bewegen die sich? Geben sie dieses Raunen von sich? Irgendwann erklingt Choralgesang, und die Gestalten werden sichtbar als Dahinsiechende, Lebendig-Tote mit offenen, hängenden Mündern, gekrümmten Rücken und...

Buch, Bild, Ballett

Kommerziell bedeutet ein Jubiläumsjahr: Auflage und Reichweite steigern! Also hat der C. H. Beck-Verlag Jan Caeyers’ 2012 erschienene und hochgelobte «Beethoven»-Biografie neu aufgelegt. Der Dirigent zeichnet das «Psychogramm eines verwirrenden Künstlers», und das «elegant bis glänzend», wie seinerzeit die Kritiker von «ZEIT» und «FAZ» lobten (www.chbeck.de). Ganz...

Spiel und Sein

Es läuft wie am Schnürchen für den norwegischen Theatermacher Alan Lucien Øyen. Nach Abschluss seiner Tanzausbildung 2001 an der Osloer Kunsthøgskolen gründete er mit dem britischen Autor Andrew Wale 2006 seine eigene Kompanie Winter Guests. Heute wird er von Theater-, Tanz- und Opernkompanien wie etwa dem Tanztheater Wuppertal oder – aktuell – der Opéra National...