Marcel Marceau
Der Forscher Curt Sachs unterteilte 1933 in seiner «Weltgeschichte des Tanzes» alle Bewegung in «bildhafte» und «bildlose« Tänze. Ob Lully und Molière um 1700, Jean-Georges Noverre und Salvatore Viganò um 1800, Fernand Divoire und Isadora Duncan um 1900: Immer blieb die Frage, ob und was der Tanz nachahmen müsse, oder ob er auch für und aus sich selbst bestehen dürfe. Sicher ist: Bewegung kann nachahmen, und sie kann es meisterhaft.
Der unumstrittene Held aller musikalisch-rhythmisch wie lyrisch und ausdrucksstark gefassten Bewegung, die so naiv Geschichten erzählt wie sie Dramen der menschlichen Existenz kondensiert, war Marcel Marceau. Der Erfinder der modernen Pantomime und Missionar eines körpergegründeten Theaters, dessen immense Beweglichkeit bloße Virtuosität weit hinter sich gelassen hat. Ein Held mit weiß geschminktem Gesicht, einem Ringelpullover, zierlichen, doch ungemein elastischen Gliedmaßen, einer ungebändigten Lockenmähne und meist einer karnevalistisch roten Blume am zu hohen Zylinderhut. Marceau, 1923 im Elsass als Sohn einer jüdischen Einwandererfamilie geboren, war kaum 20 Jahre alt, als er im gerade befreiten Paris die im künstlerischen Untergrund entstandene ...
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