linz
Das Thema der Hochzeit wird in der neuen Ballettpremiere im Linzer Musiktheater aus zwei Perspektiven beleuchtet. Zwei Choreografinnen aus unterschiedlichen Kulturen und mit verschiedenen Tanzsprachen beschäftigen sich damit. Die Koreanerin Hea-Kyung Lee beruft sich in «Mae» auf eine überlieferte Geschichte, und zwar die des Thronfolgers einer alten Dynastie, Cheoljeong, dem die Erfüllung seiner Liebe zu Bong Hee verwehrt wird, weil die Konvention es so verlangt. Eine «Romeo und Julia»-Variante also, die ebenfalls mit dem Tod der beiden endet.
Erst durch das Eingreifen schamanistischer Mächte finden sie im Jenseits zueinander und entfliehen so den Zwängen des irdischen Lebens.
In einer Glasvitrine hinter Blumen die Geliebte, darüber der verzweifelte Mann, rund herum der Kampf der menschlichen Eitelkeiten: Da wird geschrien und geweint, gelacht und getanzt, jede der sechs Tänzerinnen agiert für sich allein. Dazwischen immer wieder der Schamane, maskenhaft, bestimmend zelebriert er sein Ritual. Unschuldig weiß sind die Kostüme, die zart und ätherisch auf die andere Welt zu deuten scheinen – in der Farbe der Reinheit, der Transparenz und Verletzlichkeit. Auch als Zeichen der Hoffnung ...
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Tanz Juli 2015
Rubrik: kalender und kritik, Seite 52
von Susanne Zellinger
In der «Geschichte vom Soldaten» lässt der Teufel die Flammen züngeln, und im «Feuervogel» entfacht Sidi Larbi Cherkaoui anschließend einen solchen Bühnenzauber, dass man fast um das Theater fürchtet. Ein Regenguss wäre da mehr als willkommen. Den hat es allerdings schon im Anfangsbeitrag von Marco Goecke gegeben, der nicht nur aus Qualitätsgründen an das Ende...
Am Anfang war das vertikale Gewerbe: Eisa Jocson lernte Poledance. Für ihre Recherchen über den phi-lippinischen Tänzerkörper in der Erotikbranche nahm sie anschließend Privatunterricht bei den typisch phi-lippinischen, professionellen Macho-Dancers aus einem benachbarten Nachtclub – bei sich zu Hause im Wohnzimmer. Und für das maskuline Körpergefühl trainierte sie...
Ein aufrechter, dunkler Strich mit leuchtend blauen Augen bewegt sich lässig im Zwielicht des Cafés in Israels größtem Tanzzentrum auf seine Gesprächspartnerin zu, entblößt lächelnd weißblitzende Zahnreihen. Ohad Naharin begegnet den Menschen längst schon herzlich und zugewandt, hat sein einstmals ziemlich arrogantes Auftreten mit den Jahren der Reife völlig...
